Rostock (epd). In Rostock sollen im August zahlreiche Ausstellungen und öffentliche Veranstaltungen an die rassistischen Ausschreitungen vor 30 Jahren im Stadtteil Lichtenhagen erinnern. „Das Pogrom ist Teil unserer Stadtgeschichte“, sagte Chris von Wrycz Rekowski (SPD), Erster Stellvertreter des Oberbürgermeisters, am Dienstag in Rostock. Für alle nachfolgenden Generationen bleibe die wichtige Aufgabe, Rassismus und Hetze gegen nationale, religiöse oder ethnische Minderheiten zu verurteilen.
Gemeinsam mit zahlreichen Partnern hätten Vereine, Institutionen und die Stadt unterschiedliche Formate zum Gedenken an das Pogrom, seine Ursachen und Folgen entwickelt. So zählten unter anderem Lesungen, Filmvorführungen und Begegnungsangebote zum Programm. In Zusammenarbeit der Universität Rostock, der Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und der Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern solle Ende August zudem der Umgang mit rassistischer Gewalt in den 1990er-Jahren im Rahmen eines wissenschaftliches Kolloquiums aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet werden.
Am 24. August 1992 hatten Hunderte Jugendliche und Erwachsene das „Sonnenblumenhaus“ im Rostocker Stadtteil Lichtenhagen belagert. Darin befand sich die Zentralen Aufnahmestelle für Asylsuchende. Aus der Menge heraus wurden Steine und Brandsätze geworfen.
Etwa 150 Menschen konnten sich nur durch Flucht auf das Dach des Hauses vor dem Feuer retten, darunter 120 Vietnamesen, ein ZDF-Team und einige Rostockerinnen und Rostocker. Die Belagerung war der tragische Höhepunkt der vom 22. bis 26. August 1992 andauernden ausländerfeindlichen Krawalle vor dem „Sonnenblumenhaus“ und dem benachbarten Wohnheim für Vietnamesinnen und Vietnamesen.