Frankfurt a.M. (epd). Nach weiteren zwei Einsätzen hat das Rettungsschiff „Geo Barents“ 659 Geflüchtete an Bord. Am Donnerstag habe die Besatzung nach Hinweisen der Notruf-Organisation „Alarm Phone“ 63 Menschen aus zwei Glasfaserbooten in Seenot gerettet, erklärte das Hilfswerk „Ärzte ohne Grenzen“, das das Schiff betreibt. Die Zuweisung eines sicheren Hafens sei mehr als nötig, damit die Geretteten an Land gehen könnten.
Bereits am Mittwoch hatte die Besatzung acht Rettungen innerhalb von 48 Stunden gemeldet, bei denen insgesamt knapp 600 Menschen an Bord genommen wurden. Auch die zivilen Rettungsschiffe „Sea-Watch 3“ und „Ocean Viking“ hatten in den vergangenen Tagen innerhalb kurzer Zeit Hunderte Flüchtlinge und Migranten im Mittelmeer gerettet.
Das Mittelmeer ist eine der wichtigsten und zugleich gefährlichsten Fluchtrouten nach Europa. Immer wieder wagen Menschen auf der Suche nach Schutz die riskante Überfahrt. Häufig brechen sie aus dem nordafrikanischen Libyen aus, wo ihnen in Haftlagern Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen. Trotz der Gefahren gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettung mehr auf dem Mittelmeer. Lediglich die Schiffe ziviler Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder braucht es mehrere Tage, bis die privaten Retter die Erlaubnis erhalten, einen Hafen in Europa anzulaufen.
Am Mittwoch hatte auch die Besatzung der „Sea-Watch 3“ einen Hafen für die mehr als 430 Überlebenden an Bord gefordert. Vor allem die knapp 130 Minderjährigen benötigten dringend Hilfe. Die meisten von ihnen seien ohne Begleitung unterwegs, hieß es. Einer der Minderjährigen sei am Mittwoch aus medizinischen Gründen evakuiert worden.
Auch die von dem internationalen Verbund „SOS Méditerranée“ unterhaltene „Ocean Viking“ hat nach mehreren Rettungen 387 Flüchtlinge an Bord, darunter mehr als hundert Minderjährige. Die Menschen waren bei fünf Einsätzen seit Sonntag gerettet worden.
Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn des Jahres mindestens 1.037 Flüchtlinge und Migranten bei der Überquerung des Mittelmeers gestorben oder gelten als vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Für das vergangene Jahr zählte die Organisation 2.048 Tote und Vermisste.