Frankfurt a.M. (epd). Hunderte Geflüchtete haben sich seit dem Wochenende auf die italienische Insel Lampedusa gerettet. Im Morgengrauen seien am Montag drei Boote mit insgesamt 122 Menschen an der Küste angekommen, berichtete die Zeitung „Corriere della Sera“. 31 Boote mit 784 Frauen, Kindern und Männern waren schon am Sonntag nach Lampedusa gelangt, die Insassen von weiteren vier Booten wurden von den italienischen Behörden unterstützt. Fünf Männer verdursteten laut der Zeitung bei ihrem Versuch, nach Europa zu gelangen. In der Erstaufnahmeeinrichtung auf Lampedusa befinden sich den Berichten zufolge nun 1.871 Menschen, obwohl nur 350 Plätze verfügbar sind.
Derweil nahmen auch private Seenotretter Hunderte Geflüchtete in Seenot an Bord. Beim vierten Einsatz innerhalb von weniger als 24 Stunden rettete die Besatzung der „Ocean Viking“ weitere 39 Geflüchtete. Sie versorgt nun insgesamt 307 Menschen, mehr als 100 davon unbegleitete Minderjährige, wie die Organisation SOS Méditerranée mitteilte, die das Schiff betreibt.
Die „Sea-Watch 3“ der gleichnamigen Organisation rettete nach eigenen Angaben am Wochenende 444 Menschen in fünf Einsätzen vor der libyschen Küste. Die private Notrufhotline Alarm Phone hatte die Besatzung auf die Notfälle aufmerksam gemacht. Nach der Evakuierung einer hochschwangeren Frau und eines Kindes mit schweren Verbrennungen mit deren jeweiligen Angehörigen befänden sich noch 439 Gerettete an Bord. Die Besatzung hofft auf die baldige Zuweisung eines Hafens, um die Menschen an Land zu bringen.
Die italienische Küstenwache rettete laut „Corriere della Sera“ mehr als 120 Menschen aus drei Schiffen in Seenot. Die Geflüchteten stammen demnach aus Ländern wie Eritrea, Sudan, Palästina, Syrien, Marokko, Bangladesch und Tunesien. Der italienische Zoll sei einem Boot mit 22 Menschen aus Tunesien zu Hilfe gekommen. Für fünf Männer kam jede Unterstützung zu spät. Sie verdursteten auf ihrem Boot, wie die Zeitung unter Berufung auf Überlebende berichtete. Die weiteren Insassen seien von einem Handelsschiff, der Küstenwache und dem Zoll gerettet worden. Sie waren mit insgesamt 600 Menschen in einem völlig überfüllten Boot von Libyen aus gestartet
Auf der Suche nach Schutz in Europa wagen Flüchtlinge und Migranten immer wieder die riskante Fahrt über das Mittelmeer. Es gibt dort keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission, lediglich die Schiffe privater Organisation halten Ausschau nach Schutzsuchenden. Die italienische Küstenwache reagiert nur in seltenen Fällen. Immer wieder braucht es mehrere Tage, bis die privaten Rettungsschiffe die Erlaubnis zur Anlandung in einem italienischen Hafen erhalten. Malta lässt seit Monaten keine Seenotretter einlaufen. Am Samstag hatte das Rettungsschiff „Rise Above“ der Organisation Mission Lifeline die Erlaubnis erhalten, mit 70 Flüchtlingen an Bord den sizilianischen Hafen Augusta anzulaufen.
Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mindestens 990 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen.