Dresden, Magdeburg (epd). Dutzende Tote, Hunderte Verletzte, Zehntausende Obdachlose, Hunderttausende Evakuierte, Schäden in Milliardenhöhe - das ist die Bilanz der Jahrhundertflut vom August 2002. Nach schweren Unwettern im Juli löste das Tief „Ilse“ am 11. August quer über Europa schwere Niederschläge aus, die für Tschechien, Österreich und im Osten Deutschlands im Jahrhunderthochwasser endeten. Eine Chronologie:
12. August: Nach heftigen Regenfällen wird im Erzgebirge und in Dresden Katastrophenalarm ausgelöst. Pirna steht innerhalb weniger Stunden unter Wasser. In Freital treibt die Weißeritz große Wassermassen durch die Stadt. Andere Orte wie das sächsische Weesenstein sind von der Außenwelt vollständig abgeschnitten. Auch in sieben bayerischen Regionen wird Katastrophenalarm ausgelöst.
13. August: In Sachsen nimmt die Flut dramatische Ausmaße an. Kleine Zuflüsse der Elbe wie die Müglitz oder Weißeritz verwandeln sich in reißende Ströme. In Dresden wird die historische Altstadt überschwemmt. Immer kritischer wird es auch an der Mulde in Mittelsachsen. Die Altstadt von Grimma wird überflutet. In Passau erreicht die Donau mit 10,80 Metern den höchsten Stand seit Jahrzehnten. In Tschechien und Österreich stehen ganze Landstriche unter Wasser. Teile von Prag werden evakuiert.
14. August: Das Altenburger Land in Ostthüringen erlebt eine der bisher schwersten Unwetter-Katastrophen. In Dresden und zahlreichen anderen Orten entlang der Elbe kämpfen Zehntausende gegen die Flut. Auch Regensburg wird von einer Flutwelle erfasst.
15. August: Die Elbe bei Dresden erreicht eine Höhe von 8,50 Metern. Von den Evakuierungen sind dort mittlerweile 30.000 Einwohner betroffen. Unter dem Druck der Mulde bricht bei Bitterfeld ein erster Damm. Auch in Mühlberg im südlichen Brandenburg beginnen erste Evakuierungen.
16. August: In Dresden überschreitet der Elbpegel die Neun-Meter-Marke und damit den bisherigen Höchststand von 8,77 Metern aus dem Jahr 1845 (Normalstand: 1,95 Meter). In Bitterfeld und Magdeburg werden Massenevakuierungen vorbereitet. Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern werden Krisenstäbe tätig.
17. August: Das Elbe-Hochwasser erreicht mit 9,40 Metern seinen Höchststand. Elbe und Mulde überschwemmen Torgau und Bitterfeld. Tschechien und Bayern melden leichte Entspannung.
18. August: In Dresden und anderen Elbstädten sinken erstmals die Pegel. Die Flutwelle bewegt sich auf Sachsen-Anhalt zu. In Wittenberg bricht ein Deich. Magdeburg setzt die Evakuierung bedrohter Stadtbezirke fort.
19. August: Die Flutwelle erreicht Norddeutschland. In Dessau wird ein Ortsteil nach einem Dammbruch von der Mulde vollständig überflutet.
20. August: Bei Magdeburg bricht ein Deich, mehrere Dörfer werden evakuiert. Im nordwestbrandenburgischen Kreis Prignitz wird Katastrophenalarm ausgelöst und die Evakuierung von 37 Orten angeordnet.
21. August: In Norddeutschland bleibt trotz sinkender Pegel die Lage kritisch. In Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein beginnen Massenevakuierungen.
22. August: Hilfskräfte verstärken rund um die Uhr die Schutzdeiche an der Elbe in der Prignitz und in Niedersachsen.
23. August: In Mecklenburg und Niedersachsen werden weitere Elborte evakuiert. Zehntausende Bundeswehrsoldaten sind weiter im Einsatz.
24. August: Trotz sinkenden Elbpegels ist die Lage in Sachsen-Anhalt weiter angespannt. Zwischen Dessau und Wittenberg werden zwei Deiche gesprengt, um das Wasser zurück in die Elbe zu führen.
25. August: Die Sonntagsgottesdienste in den Hochwassergebieten stehen im Zeichen der Flutkatastrophe. Gemeinsam mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) versammeln sich 2.000 Menschen auf dem Dresdner Schlossplatz zu einem Gottesdienst.
26. August: Der Katastrophenalarm in Dresden, Magdeburg und der Prignitz wird aufgehoben. In Sachsen beginnt wieder der Schulunterricht.
27. August: In Niedersachsen wird der Katastrophenalarm in den Hochwassergebieten aufgehoben.
28. August: In Sachsen sinkt der Elbpegel weiter. Weitere Städte und Landkreise heben den Katastrophenalarm auf.
29. August: Der Bundestag berät in erster Lesung den Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Errichtung eines Hilfsfonds für Flutopfer.
30. August: Die Bundesregierung stellt den betroffenen Bundesländern als Aufbauhilfe eine Milliarde Euro zur Verfügung.
31. August: In Schleswig-Holstein wird der Katastrophenalarm fast überall aufgehoben. Die Hilfsorganisationen melden eine „Spendenflut“ für Flutopfer von mehr als 200 Millionen Euro.