Duisburg (epd). Zwölf Jahre nach der Loveparade-Katastrophe in Duisburg ist am Sonntag der Opfer gedacht worden. Der 24. Juli 2010 sei ein „traumatischer Tag“ für die Betroffenen und Angehörigen gewesen, sagte der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Duisburg 24.7.2010, Jürgen Thiesbonenkamp, an der Gedenkstätte der Katastrophe am Karl-Lehr-Tunnel. „Bei vielen ist dieser Tag für immer ganz fest ins Leben eingeschrieben.“
Am Tag der Katastrophe waren bei einem Massengedränge im Tunnel und vor der Rampe zum Veranstaltungsgelände der Techno-Parade 21 Menschen gestorben und Hunderte teils schwer verletzt worden. Die Situation für die Betroffenen vor Ort, aber auch für die Angehörigen sei traumatisch gewesen, auch „weil das Auftreten der Verantwortlichen alles noch schlimmer machte“, kritisierte Thiesbonenkamp. Niemand habe moralische oder politische Verantwortung übernommen. Hunderttausende Techno-Fans waren damals nach Duisburg gekommen, um auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs zu feiern.
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) erklärte bereits am Samstag, das Unglück habe NRW erschüttert, noch heute löse es Entsetzen und Trauer aus. Der 2020 aufgelegte zweite Hilfsfonds des Landes sei ein Signal an die Betroffenen, dass ihr seelisches Leid und der Schmerz der Hinterbliebenen und Verletzten nicht vergessen würden. Bis zum 31. März 2022 seien 4,3 der 5 Millionen Euro an die Verletzten und Hinterbliebenen ausgezahlt worden. „Ich ermutige alle Anspruchsberechtigten, die bislang keine Hilfen beantragt haben, ausdrücklich dazu“, sagte Wüst. Anträge können noch bis 31. Dezember 2023 gestellt werden.
Thiesbonenkamp verwies bei der Gedenkveranstaltung in Duisburg auch auf die Bedeutung des gemeinsamen Erinnerns: „Da, wo Leid geteilt wird, entsteht Gemeinschaft und Hoffnung.“ Die Erinnerung an das Leben und die Lebensfreude aller Verstorbenen gebe Stück für Stück Halt zurück.
Am Sonntagnachmittag hatte in der evangelischen Salvatorkirche in Duisburg bereits ein Gedenkgottesdienst für die Angehörigen der Opfer vom 24. Juli 2010 stattgefunden. Am Samstagabend erinnerten Bürgerinnen und Bürger mit der „Nacht der 1000 Lichter“ am Unglücksort an die Katastrophe.
Der Strafprozess zur Katastrophe am Landgericht Duisburg wurde Anfang Mai 2020 eingestellt, weil nach Überzeugung der Richter keinem der Angeklagten eine relevante individuelle Schuld zuzuschreiben war. Es habe sowohl vor der Loveparade als auch am Veranstaltungstag ein kollektives Versagen von Verantwortlichen gegeben.
Eine Neuauflage der 1989 ins Leben gerufenen Loveparade fand in diesem Jahr erstmals in Berlin statt: Hunderttausende Menschen feierten am 9. Juli die Techno-Parade „Rave the Planet“. Weil der Andrang so groß war, wurde die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen allerdings vorzeitig beendet.