London (epd). Amnesty International dringt auf eine unabhängige Untersuchung eines Massakers an der Amhara-Volksgruppe in Äthiopien. Bei dem Angriff auf mehrere Dörfer in der Oromia-Region am 18. Juni seien mehr als 400 Amhara getötet worden, teilte die Menschenrechtsorganisation am Donnerstag in London mit. Überlebende hätten Kämpfer der Oroma-Befreiungsarmee (OLA) dafür verantwortlich gemacht. Infolge des Konfliktes in der Krisenregion Tigray hat die ethnische Gewalt im Vielvölkerstaat Äthiopien zuletzt zugenommen.
Laut Überlebenden wurden die Dörfer umstellt und angegriffen, teilte Amnesty mit. Unter den Toten seien viele Frauen und Kinder, weil viele Männer ihr Zuhause morgens verlassen hätten. Die Menschenrechtsorganisation hat nach eigenen Angaben zehn Menschen interviewt, darunter Augenzeugen und einen lokalen Beamten.
Der Amnesty-Direktor für das östliche und südliche Afrika, Deprose Muchena, sprach von einem „abscheulichen Massaker“, das unabhängig und effektiv untersucht werden müsse. Die äthiopischen Behörden dürften nichts unversucht lassen, um sicherzustellen, dass die Täter vor Gericht gestellt würden, sagte er.
In Äthiopien herrscht seit mehr als eineinhalb Jahren ein blutiger Konflikt, infolgedessen auch die ethnische Gewalt zunimmt. Auslöser war ein Streit um die Macht in der nördlichen Region Tigray zwischen der Zentralregierung und der dort lange herrschenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). Der ursprünglich regionale Konflikte weitete sich auf andere Landesteile aus. In dem Land mit etwa 117 Millionen Einwohnern kämpfen Milizen verschiedener Volksgruppen sowohl auf der Seite der Zentralregierung als auch der TPLF.