Mannheim (epd). Die regional ungleichen Einkommen in Westdeutschland haben einer Studie zufolge auch historische Gründe. Die Wurzeln für den Wohlstand Bayerns und Baden-Württembergs sowie für den wirtschaftlichen Niedergang nördlicher Bundesländer liegen der am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim und der Universität Bayreuth zufolge in der frühen Industrialisierung im 19. Jahrhundert.
Regionen im Norden Deutschlands wie das Ruhrgebiet oder die Gegend um Bremen industrialisierten sich sehr früh und profitierten davon. „Aber die Abhängigkeit dieser Regionen von großen, kapitalintensiven Unternehmen - oft in Schwerindustrien wie Kohle, Eisen und Stahl - war für die wirtschaftliche Entwicklung nur bis Mitte des 20. Jahrhunderts von Vorteil“, sagte Paul Berbée, Studienautor und Wissenschaftler im ZEW.
Süddeutschland war demnach lange rückständig, aber dafür stärker diversifiziert. Ab den 1960er und 1970er Jahren holten diese Regionen wirtschaftlich auf. „Unsere Ergebnisse deuten insbesondere darauf hin, dass es sich langfristig negativ auswirken kann, wenn sich Regionen zu stark von einzelnen Sektoren abhängig machen“, sagt Berbée.
Die Forscher unterteilten für die Studie das Gebiet der alten Bundesrepublik in 163 regionale Arbeitsmärkte. Demnach zählen heute viele Regionen, die noch 1926 relativ einkommensstark waren, heute zu den ärmeren Gebieten. Das historische Erbe erklärt den Wissenschaftlern zufolge fast die Hälfte des heutigen Nord-Süd-Gefälles bei den Pro-Kopf-Einkommen.