Frankfurt a.M. (epd). Regierungstruppen und alle anderen am bewaffneten Konflikt beteiligten Gruppen haben im vergangenen Jahr gravierende Menschenrechtsverbrechen in Äthiopien begangen. Dies geht aus dem Jahresbericht der äthiopischen Menschenrechtskommission hervor, der am Freitag veröffentlicht wurde. Dabei seien die Bewaffneten mit äußerster Brutalität gegen Zivilistinnen und Zivilisten vorgegangen, hätten auch Frauen, Kinder, alte und behinderte Menschen vertrieben, verletzt und Hunderte getötet, deren Hab und Gut zerstört und sexualisierte Gewalt verübt.
Die staatliche Kommission rief die Regierung auf, die Menschenrechte zu schützen und einzuhalten. Der Bericht enthält die Entwicklung der Menschenrechtslage in Äthiopien vom Juni 2021 bis Juni 2022.
Neben Unbeteiligten seien auch gefangengenommene Angehörige der Kriegsparteien misshandelt und ihrer Rechte beraubt worden, hieß es in dem Bericht. Im Zuge des von der Regierung ausgerufenen Notstands wurden demnach in vielen Regionen des Landes Menschen willkürlich verhaftet, ohne verurteilt worden zu sein und ohne Besuch empfangen zu können. Auch nach einem Freispruch seien viele Menschen weiter eingesperrt worden.
In den nördlichen Konfliktregionen Tigray, Afar und Amhara wurde dem Bericht zufolge die Grundversorgung der Bevölkerung unterbrochen, Gesundheits- und Bildungseinrichtungen seien zerstört worden. Mehr als vier Millionen Menschen seien vor der Gewalt im Land auf der Flucht.
Im Berichtszeitraum seien zudem 54 Journalistinnen und Journalisten inhaftiert worden. Einige davon seien immer noch im Gefängnis. 15 von ihnen seien in der Region Tigray festgenommen worden. In Tigray seien Millionen Menschen durch Internet- und Nachrichtensperren von Informationen abgeschnitten.
Seit Ende 2020 herrscht in Tigray ein blutiger Konflikt zwischen der Zentralregierung und der damals in der Region herrschenden Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). Inzwischen hat sich der Konflikt auf weitere Regionen in Äthiopien ausgedehnt. Trotz einer im März vereinbarten humanitären Waffenruhe hält die Gewalt an.