Buchbranche kämpft 2022 gegen mehrere Krisen

Buchbranche kämpft 2022 gegen mehrere Krisen

Frankfurt a.M. (epd). Der Börsenverein des Deutschen Buchhandels sieht die Buchbranche in diesem Jahr von mehreren Seiten unter Druck. Der Hauptgeschäftsführer Peter Kraus vom Cleff bezeichnete dies am Donnerstag in Frankfurt am Main als „perfekten Sturm“. Der Umsatz des ersten Halbjahrs sei zwar gegenüber dem ersten Pandemiehalbjahr 2021 minimal um 0,7 Prozent gestiegen, aber gegenüber dem Vorpandemiehalbjahr 2019 um drei Prozent gesunken.

Mehrere Ursachen träfen zusammen, sagte Kraus vom Cleff. Seit Jahresbeginn stiegen die Kosten enorm. Die Druckkosten hätten sich im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat bei Büchern um 21 Prozent erhöht, bei Zeitungen und Druckschriften um 36 Prozent. Noch stärker stiegen die Kosten für Papier und Pappe: Sie lägen im Mai um 52 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Dies rühre daher, dass der stark ausgeweitete Onlinehandel einen wachsenden Bedarf an Kartonagen habe, die Rohstofflieferungen aus Russland und der Ukraine aber stark zurückgegangen seien.

Hinzu komme die Verunsicherung der Verbraucher, erklärte der Hauptgeschäftsführer. Der Krieg in der Ukraine und der allgemeine Preisanstieg hätten zu einem neuen Allzeittief beim Konsumklima im Juni geführt. Die Frequenz in den Innenstädten habe im Mai bei Geschäften ohne Nahrungsmitteln um 20 Prozent unter der Frequenz im Mai 2019 vor der Pandemie gelegen.

„Angesichts einer Wirtschaftskrise von historischem Ausmaß ist die Politik gefragt, betroffene Branchen zu unterstützen“, sagte Kraus vom Cleff. Er forderte eine Senkung der Mehrwertsteuer für Bücher auf null Prozent bei vollem Vorsteuerabzug, wie sie durch die EU-Gesetzgebung möglich sei. Auch brauche es staatliche Programme für die Belebung der Innenstädte. Kraus vom Cleff erinnerte an die kulturelle und politische Bedeutung der Buchbranche. Es brauche eine vielfältige Programmpolitik von Verlagen und „widerborstige Stimmen“ von Autorinnen und Autoren, sonst entwickele sich die demokratische Gesellschaft hin zu einer autoritären.