Berlin (epd). Menschen mit langfristigen Folgen einer Coronainfektion sind im vergangenen Jahr nach einem Bericht der Techniker Krankenkasse (TK) im Durchschnitt 105 Tage krankgeschrieben gewesen. Auf die Gesamtzahl der Berufstätigen bezogen, sorge Long-Covid aber nur für einen relativ geringen Anteil am Gesamtkrankenstand, heißt es in dem am Mittwoch in Berlin vorgestellten TK-Gesundheitsreport. Basis für die Sonderauswertung zu den längerfristigen Folgen einer Coronainfektion waren die Daten von 4.278.610 TK-versicherten Erwerbspersonen im Alter von 15 bis 64 Jahren.
Die Symptome von Long-Covid reichen den Angaben zufolge von eingeschränkter Belastbarkeit und extremer Müdigkeit über Atemnot und Kopfschmerzen bis hin zu Muskel- und Gliederschmerzen. „Wer von Long-Covid betroffen ist, hat lange mit dieser Krankheit - die uns noch viele Rätsel aufgibt - zu tun“, sagte der TK-Vorstandsvorsitzende Jens Baas.
Zwar erscheine die Zahl der Betroffenen relativ gering. „Aber das sind nur die Patientinnen und Patienten, die auch mit dieser konkreten Diagnose krankgeschrieben worden sind - wir gehen zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer aus“, betonte Baas.
Dem TK-Bericht zufolge waren Long-Covid-Erkrankte mit leichtem Verlauf einer Coronainfektion 2021 durchschnittlich 90 Tage krankgeschrieben. Betroffene, die wegen ihrer Coronainfektion mehr als sieben Tage im Krankenhaus lagen, waren im darauffolgenden Jahr im Schnitt 168 Tage krankgeschrieben. Bei den Betroffenen, die im Krankenhaus beatmet werden mussten, waren es sogar durchschnittlich 190 Tage. Im Vergleich dazu war jede TK-versicherte Erwerbsperson im vergangenen Jahr im Durchschnitt 14,6 Tage arbeitsunfähig gemeldet, hieß es weiter.
Für 2021 errechnete die TK für ihre Versicherten 234.656 Fehltage wegen Long-Covid. Das waren insgesamt 0,35 Prozent aller Fehlzeiten. Für 2020 errechnete die Krankenkasse sogar rund 1,3 Millionen Fehltage wegen einer Coronaerkrankung. Allerdings beruhten diese Zahlen „auf nachgewiesenen Arbeitsunfähigkeiten“. Viele Beschäftigte mit Long-Covid-Symptomen wie etwa starke Müdigkeit ließen sich gar nicht krankschreiben.
Christian Gogoll, Lungenfacharzt an der Evangelischen Lungenklinik Berlin und Mitverfasser der medizinischen Leitlinien für Long-Covid, rät Betroffenen, sich möglichst frühzeitig Hilfe zu holen. „Long-Covid ist eine Krankheit mit vielen Gesichtern. Daher gibt es auch nicht 'die eine' richtige Behandlungsmethode“, sagte Gogoll, selbst Long-Covid-Patient.
Die TK verwies weiter darauf, dass für langfristige Folgen einer Coronainfektion der Begriff Long-Covid gebräuchlich sei, auch wenn bei Beschwerden, die länger als zwölf Wochen nach Infektion anhalten oder neu auftreten, von einer Post-Covid-Diagnose gesprochen wird.