Berlin (epd). Pflegekräfte sollen in einem Modellversuch medizinische Maßnahmen ergreifen können, die bislang Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind. Der Versuch solle in allen Bundesländern am 1. Januar 2023 starten und maximal vier Jahre dauern, teilte der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen (GKV) am Montag in Berlin mit.
Pflegerinnen und Pfleger, die an dem Test teilnehmen, dürfen ab dem kommenden Jahr beispielsweise Blut abnehmen, Laborwerte beurteilen oder Folgerezepte für Ergotherapie ausstellen, ohne vorab eine Ärztin oder einen Arzt konsultiert zu haben, sagte GKV-Pressesprecher Jens Ofiera dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zuvor müssten sie sich jedoch dafür qualifizieren. Der Modellversuch betreffe sowohl den ambulanten als auch den stationären Sektor im Gesundheitswesen.
Grundlage des Testlaufs ist ein Vertrag, den der GKV-Spitzenverband und die Kassenärztliche Bundesvereinigung mit Hilfsorganisationen, Wohlfahrtsverbänden und Verbänden für Pflegeberufe geschlossen haben. Vertrag und Modellvorhaben seien ein „wichtiger Schritt für die Stärkung der pflegerischen Versorgung“, sagte Gernot Kiefer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbands. So werde die tradierte Arbeitsteilung zwischen Ärzteschaft und Pflege aufgebrochen.