Düsseldorf (epd). Niedrige Bezahlung und ungünstige Arbeitszeiten sind laut einer Untersuchung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung wichtige Gründe für die Probleme vieler Betriebe, offene Stellen zu besetzen. Als Hauptgrund nennen Betriebs- und Personalräte in der Umfrage zwar mehrheitlich den Mangel geeigneter Fachkräfte auf dem Arbeitsmarkt, wie die das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mitteilte. Aber relevant seien auch „hausgemachte“ Faktoren in den Betrieben etwa beim Lohn, den Arbeitszeiten, dem Stellenumfang, dem Arbeitspensum oder bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Die WSI-Forscherin Elke Ahlers analysierte zusammen mit Valeria Quispe Villalobos, wie Beschäftigten-Vertretungen dieses Problem wahrnehmen. Die Daten der Forscherinnen stammen aus der WSI-Betriebs- und Personalrätebefragung 2021/22, an der knapp 3.900 Arbeitnehmervertretungen in Betrieben und Dienststellen ab 20 Beschäftigten teilnahmen.
Wenn es um fehlendes Personal für einfache Tätigkeiten geht, halten demnach gut 32 Prozent der Betriebsräte unattraktive Jobkonditionen für ausschlaggebend. Mit Blick auf Schwierigkeiten bei der Besetzung hochqualifizierter Stellen sagten das knapp 31 Prozent, bei der Gewinnung von Fachkräften mit Berufsausbildung 24 Prozent. In den Branchen Verkehr, Logistik sowie Gastgewerbe sei der Anteil der Befragten, die die Arbeitsbedingungen vor Ort verantwortlich machten, sogar größer als der Anteil derjenigen, die auf den Arbeitsmarkt verwiesen.
56,2 Prozent der Befragten gaben an, dass in den vergangenen 24 Monaten nicht alle ausgeschriebenen Stellen besetzt werden konnten. Besonders hoch sei der Anteil mit 80,2 Prozent im Gesundheitswesen und mit 72,2 Prozent im Baugewerbe.
Neben der Branche spiele auch das geforderte Qualifikationsniveau eine wichtige Rolle, hieß es. Von den Befragten, die von Besetzungsproblemen betroffen sind, berichteten 70,5 Prozent, dass Stellen für Hochqualifizierte vakant geblieben sind, bei 63,2 Prozent waren es Arbeitsplätze für Fachkräfte mit Berufsausbildung. Probleme bei der Gewinnung von Auszubildenden gaben 28,6 Prozent zu Protokoll, Personal für einfache Tätigkeiten fehlte bei 19,4 Prozent.
Der Fachkräftemangel in Deutschland sei real und müsse zur Kenntnis genommen werden, auch wegen der negativen Folgen für Belegschaften wie Arbeitsintensivierung und Überlastung, erklärte Ahlers. Attraktivere Arbeitsbedingungen könnten nach ihrer Einschätzung dazu beitragen, das Problem in den Griff zu bekommen.