München (epd). Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) fordert die Bundesregierung auf, sich rechtzeitig für die Corona-Herbstwelle zu wappnen. „Die Bundesregierung muss noch vor der Sommerpause unter Einbeziehung der Länder einen Entwurf zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) vorlegen“, sagte Holetschek als Reaktion auf den am Freitag veröffentlichten Bericht des Corona-Sachverständigenrates der Bundesregierung. Er befürchte, dass die Bundesregierung zu lange zögere. Es müsse aber zeitnah gehandelt werden, um zwingend notwendige Vorlaufzeiten für Corona-Maßnahmen in Arztpraxen, Kommunen und Pflegeheimen gewährleisten zu können.
Der Minister kritisierte das 160 Seiten umfassende Gutachten vom Freitag, da es seiner Meinung nach mehr Fragen aufwerfe, als es beantworte. Anstatt widersprüchliche Aussagen zu machen, die die Menschen verunsicherten, müssten die Expertengremien Lösungen vorschlagen, sagte er. Nichtsdestotrotz sei nun die Bundesregierung am Zug. „Nichts tun und warten ist bei Corona keine Lösung. Wir sind weiter in einer Pandemie“, sagte Holetschek. „Wir brauchen einen Werkzeugkasten für den Herbst, um bei Bedarf Maßnahmen ergreifen zu können, um die Menschen vor Corona zu schützen.“
Der mit knapp 20 Wissenschaftlern unterschiedlicher Disziplinen besetzte Sachverständigenrat stellte am Freitag in Berlin seinen Evaluationsbericht zu den bisherigen Corona-Maßnahmen vor. Das Gremium untersuchte etwa die Wirkung von Masken, Kontaktbeschränkungen und die 2G/3G-Zugangsregelungen, gibt der Politik aber wenig konkrete Empfehlungen für eine künftige Krisenpolitik. Nicht zuletzt aufgrund der unzureichenden Datenlage seien präzise Bewertungen einzelner Schutzmaßnahmen schwierig, sagte die Virologin und stellvertretende Vorsitzende der Kommission, Helga Rübsamen-Schaeff.