Berlin (epd). Ein Verdacht auf einen ärztlichen Kunstfehler mit einem Schaden für die Patienten wird in jedem vierten Fall bestätigt. Das geht aus der Jahresstatistik für Behandlungsfehler 2021 hervor, die der Medizinische Dienst Bund am Donnerstag in Berlin vorstellte. An die Gutachter, die im Auftrag der Krankenkassen tätig werden, haben sich im vergangenen Jahr rund 13.000 Patientinnen und Patienten gewendet.
Jedem fünften Patienten (rund 2.700 Fälle) konnten die Gutachter bestätigen, dass der gesundheitliche Schaden, den er oder sie erlitten hatte, eindeutig auf den ärztlichen Fehler zurückzuführen war. In den übrigen Fällen war zwar die Beeinträchtigung eindeutig, nicht aber, dass die alleinige Ursache der Behandlungsfehler war.
Eine besondere Rolle spielen die sogenannten Never Events, vermeidbare, schwere Behandlungsfehler, wie Patienten- oder Seitenverwechslungen, Medikationsfehler oder zurückgebliebene Fremdkörper nach Operationen. Der Medizinische Dienst fordert seit Jahren dafür ein verbindliches, anonymes Meldesystem, wie es in zahlreichen Ländern bereits existiert und von der Weltgesundheitsorganisation empfohlen wird. Der Vorstandsvorsitzende Stefan Gronemeyer sagte, Never Events seien selten, aber für das Erkennen von Risiken und die Verbesserung der Sicherheitsvorkehrungen von großer Bedeutung. Im vergangenen Jahr fanden die Gutachter 130 solcher schwerwiegender Fehler, 2020 waren es zehn weniger.
Der Medizinische Dienst veröffentlichte seine Behandlungsfehler-Statistik zum elften Mal. Die Daten sind nicht repräsentativ. Studien gehen von einer sehr hohen Dunkelziffer nicht entdeckter und nicht weiterverfolgter Fehler aus. Wie in den Vorjahren bezogen sich zwei Drittel der Vorwürfe auf Krankenhausbehandlungen, ein Drittel auf Arztpraxen. In den allermeisten Fällen geht es um Operationen. Im Jahr 2021 betrafen 30 Prozent der Patienten-Beschwerden die Orthopädie und die Unfallchirurgie.
Bei zwei Dritteln der Patientinnen und Patienten waren die Schädigungen durch einen Kunstfehler vorübergehend, sie mussten aber behandelt werden. Knapp ein Drittel der betroffenen Patientinnen und Patienten trug einen dauerhaften Schaden davon. 98 Menschen starben 2021 infolge eines Kunstfehlers, das sind knapp vier Prozent der vom Medizinischen Dienst geprüften Fälle.