Ärzte kritisieren lange Therapie-Wartezeiten für Kinder

Ärzte kritisieren lange Therapie-Wartezeiten für Kinder

Köln, Wiesbaden (epd). Berufsverbände schlagen Alarm wegen langer Wartezeiten für Kinder und Jugendliche auf therapeutische Behandlungen und stationäre Plätze. In einem gemeinsamen Appell wandten sich der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) und der Berufsverband der Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten (bkj) am Mittwoch an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und den Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken (CDU). Die Versorgungslage psychisch kranker Kinder und Jugendlicher sei prekär, warnten BVKJ-Präsident Thomas Fischbach und die stellvertretende bkj-Vorsitzende Marion Schwarz in Köln.

„Wie in vielen zuletzt veröffentlichten Studien festgestellt wurde, hat sich insbesondere durch die Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen die psychische und psychosoziale Situation bei Kindern und Jugendlichen erheblich verschlechtert“, erklärten Fischbach und Schwarz. Viele litten unter „Long-Lockdown“, also unter Störungen der psychischen und sozialen Entwicklung. „Diese Patienten brauchen schnellstmöglich Hilfe, doch wir wissen nicht, wohin wir sie schicken sollen.“

Die Versorgungsangebote durch niedergelassene Psychotherapeuten für Kinder- und Jugendliche seien schon vor der Pandemie keineswegs ausreichend gewesen, erklärten die Verbände. Jetzt sei der Mangel dramatisch. Die Wartezeiten für eine Psychotherapie hätten sich auf mehrere Monate ausgeweitet, auch in der stationären Kinder- und Jugendpsychiatrie müssten Patienten oft lange warten, bis sie aufgenommen werden können: „Wir schieben einen Berg von Anfragen vor uns her und wissen zugleich, dass wir in den kommenden Monaten keinen Behandlungsplatz - höchstens vielleicht ein Erstgespräch - anbieten können.“ Schwarz sprach von einem unzumutbaren und gefährlichen Zustand.

Die beiden Verbandsvertreter forderten die Verantwortlichen im Gesundheitswesen auf, schnell und unbürokratisch für Abhilfe zu sorgen, um einen Versorgungsnotstand abzuwenden. Sie warben unter anderem für neue Sitze für die Niederlassung von Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten.