Hungerkrise: OECD-Chef warnt vor Grenzschließungen für Agrarprodukte

Hungerkrise: OECD-Chef warnt vor Grenzschließungen für Agrarprodukte

Paris, Rom (epd). Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt vor Exportbeschränkungen für Agrargüter. Eine Behinderung von Ausfuhren drohe die Hungerkrise in vielen Ländern weiter zu verschärfen, erklärte OECD-Generalsekretär Mathias Cormann am Mittwoch in Paris. Die Welt brauche mehr Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen, nicht weniger.

Bei der Vorstellung des Landwirtschaftsausblicks von OECD und Welternährungsorganisation FAO verurteilte Cormann klar den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der Überfall der russischen Truppen auf das Nachbarland verschärfe die Knappheit an Lebensmitteln in vielen Ländern der Welt. Aufgrund der russischen Besetzung und Blockade der Seehäfen stecken laut FAO knapp 25 Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine fest. Zudem hat Russland seine Ausfuhr von Agrarerzeugnissen und Dünger eingeschränkt.

Dem Landwirtschaftsausblick zufolge wird die durchschnittliche Verfügbarkeit von Nahrung für jeden Menschen auf dem Globus bis 2030 um vier Prozent steigen. Hinter diesem globalen Durchschnitt verbergen sich demnach jedoch große Unterschiede zwischen den Regionen.

Die Verbraucher in Ländern mit mittlerem Einkommen werden laut der Projektion ihre Nahrungsaufnahme voraussichtlich am stärksten erhöhen, während die Ernährungsgewohnheiten in Ländern mit niedrigem Einkommen weitgehend unverändert bleiben werden. In den Ländern Afrikas südlich der Sahara, wo 2019 rund 224 Millionen Menschen unterernährt gewesen seien, werde die tägliche Pro-Kopf-Kalorienverfügbarkeit in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich nur um 2,5 Prozent steigen.

Für das kommende Jahrzehnt seien einige Veränderungen bei der Ernährung zu erwarten, heißt es weiter. In Ländern mit hohem Einkommen werde der Pro-Kopf-Verbrauch von tierischem Eiweiß voraussichtlich zurückgehen. Aufgrund wachsender Gesundheits- und Umweltbedenken werde der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch voraussichtlich nicht steigen, und die Verbraucher würden Rotfleisch zunehmend durch Geflügel und Milchprodukte ersetzen. Corman präsentierte den Ausblick zusammen mit dem FAO-Generaldirektor Qu Dongyu.