Saarbrücken (epd). Psychologinnen und Psychologen der Universität des Saarlandes haben in einer Studie Einflüsse von Alltagsstress in der Stimme gemessen. „Wir konnten anhand von Sprachnachrichten, die die Teilnehmer uns eine Woche lang jeden Abend nach ihrer Arbeit geschickt haben, leichte Stimmveränderungen nachweisen, wenn sie einen stressigen Tag hatten“, erklärte der Forscher Markus Langer am Mittwoch in Saarbrücken. „Die kleinen Veränderungen, die wir so messen konnten, sind oft für menschliche Ohren gar nicht auffällig, aber im Computer sind die Unterschiede signifikant messbar.“
Die Forscherinnen und Forscher begleiteten den Angaben zufolge 111 berufstätige Menschen für ihre im Fachmagazin „Psychological Science“ veröffentlichte Untersuchung. „Dabei haben wir auch nach Stressoren, also beispielsweise zu vielen Terminen, Konflikten, Zeitdruck, gefragt“, sagte Langer. An einem Tag, an dem die Studienteilnehmer Stress hatten, hätten sie lauter sowie schneller gesprochen und ihre Stimme sei höher gewesen. So spreche jemand im Mittel mit 60 Dezibel Lautstärke, bei Stress mit 61, hieß es.
Die Antwort auf die Frage nach dem Stressgefühl zeigt laut Studie keinen Zusammenhang mit dem Stresslevel in der Stimme. Dementsprechend stimmten die eigene Wahrnehmung und der tatsächliche Zustand nicht überein. „Oft ist das Belastungslevel dann schon so hoch, dass die Personen nicht mehr wirklich mit dem täglichen Stress umgehen können - bis hin zu Fällen, die dann schon fast im klinischen Bereich anzusiedeln sind“, erklärte der Psychologe. Dann sei es längst an der Zeit, etwas an der Arbeitsorganisation zu ändern.
„Künftig könnte dieser Ansatz, Stress über die Stimme objektiv messen zu können, ein Weg sein, um für weniger Stress im Arbeitsumfeld und damit gesündere Arbeit zu sorgen“, erklärte die Universität des Saarlandes. Aufzeichnungsmöglichkeiten gebe es mittlerweile nahezu überall - dies sei etwa mit dem Handy, einem Headset oder dem Bürotelefon möglich. Wenn Datenschutzprobleme, ethische Fragen und Missbrauchsmöglichkeiten geklärt seien, könnte dies neue Möglichkeiten der Stresserforschung und Stressvermeidung eröffnen.