Dortmund (epd). Der Gedenkort Malyj Trostenez in Belarus, der an die Tötung Zehntausender Juden und Kriegsgefangener während der NS-Zeit erinnert, kann nun auch online erkundet werden. Eine Video-Führung, ein Podcast und multimediale Ausstellungen mit Karten, Zeitleisten, 360-Grad-Fotos und Links zur Vertiefung laden zu einem virtuellen Besuch des Areals ein, wie die Dortmunder Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte (IBB) am Dienstag mitteilte. Jugendliche und Erwachsene könnten die Informationsangebote zum Lernen nutzen oder als digitalen Guide bei einem Besuch des Erinnerungsortes in Belarus.
„Russlands Krieg gegen die Ukraine führt uns vor Augen, wie zerstörerisch die Instrumentalisierung von Geschichte wirken kann und wie wichtig ein multiperspektivisches Erinnern für den Frieden ist“, sagte IBB-Geschäftsführerin Astrid Sahm. Alle Materialien wurden den Angaben zufolge von Historikern, Studierenden und Lehrenden der Universitäten Wien, Osnabrück und Minsk erarbeitet, koordiniert durch das IBB und die Geschichtswerkstatt „Leonid Lewin“ in Minsk.
Im November 1941 hatten die ersten Deportationen von Jüdinnen und Juden aus Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln und weiteren Städten nach Minsk begonnen. Bis zur Auflösung des Minsker Ghettos am 23. Oktober 1943 gab es mehrere Massenerschießungen. Von 1942 an wurden Deportationszüge direkt zum Vernichtungsort Malyj Trostenez geleitet. Die Zahl der Opfer dort wird auf 60.000 bis 206.500 geschätzt.
Das IBB betreibt nach eigenen Angaben zusammen mit belarussischen Partnern die Internationale Bildungs- und Begegnungsstätte „Johannes Rau“ in Minsk. Seit 2016 ist die IBB vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend anerkannte Zentralstelle zur Förderung von Gedenkstättenfahrten.