Frankfurt a.M. (epd). Das Deutsche Islamforum soll 20 Jahre nach seiner Gründung erweitert werden zu einem Religionsforum. Die Vertreterinnen und Vertreter von Muslimverbänden, Institutionen und Einzelmitglieder stimmten auf dem Jubiläumstreffen einem entsprechenden Vorschlag des Gründers Jürgen Micksch am Montag in Frankfurt am Main zu. Wenn die Finanzierung der Stelle eines Organisators geklärt sei, könne das Religionsforum im nächsten Jahr starten, sagte Micksch, der auch Geschäftsführer des Abrahamischen Forums in Deutschland und Geschäftsführender Vorstand der „Stiftung der Internationalen Wochen gegen Rassismus“ ist.
Muslime seien eine Religionsgemeinschaft neben anderen, erläuterte Micksch dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die wichtigen Themen der Zeit, wie die Haltung der Zivilgesellschaft gegenüber dem Krieg in der Ukraine, Rassismus, Antisemitismus, Klimakrise oder Artensterben, erforderten ein Gespräch und Handeln aller Religionsgemeinschaften. Murat Gümüs, stellvertretender Generalsekretär des Verbands Milli Görüs (IGMG) und Generalsekretär des Islamrats, begrüßte ausdrücklich den Vorschlag. Muslime sollten nicht mehr exklusiv betrachtet werden, sondern als Teil der Gesellschaft.
Das Deutsche Islamforum habe in den 20 Jahren seines Bestehens einen Dialog unterschiedlicher muslimischer Gruppierungen und mit nichtmuslimischen Einrichtungen etabliert, resümierte Micksch. Ein Ergebnis davon sei die Gründung des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland. Das Islamforum habe gezeigt: „Die Angst vor dem Islam ist nicht begründbar.“ Islamische Werte passten zur deutschen Gesellschaft.
Das Forum habe Vorurteile gegen Muslime ausgeräumt, bejahte der Dialogbeauftragte des Verbands der Islamischen Kulturzentren (VIKZ), Erol Pürlü. Ohne dessen Vorarbeit hätte das Bundesinnenministerium wohl nicht die Deutsche Islam-Konferenz 2006 gegründet.
Das Islamforum habe die erste innerislamische Ökumene in Deutschland begründet, lobte der Vertreter der „Ahmadiyya Muslim Jamaat“, Dawood Majoka. Dies sei in Europa beispiellos. Regional gebe es aber immer noch Probleme bei der Anerkennung der Ahmadiyya durch andere muslimische Gemeinden.
Das Forum habe auch den jüdisch-islamischen Dialog gefördert, ergänzte die Vorsitzende der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Frankfurt am Main, Petra Kunik. Der Islamwissenschaftler und ZDF-Redakteur Abdul-Ahmad Rashid lobte die Diskussionen und Auseinandersetzungen, fügte aber hinzu: „Wir Muslime sind Lichtjahre von der Debattenkultur der Kirchentage entfernt.“
Das Deutsche Islamforum war am 26. Juni 2002 in Frankfurt am Main gegründet worden, um Vorurteile und Anfeindungen gegen Muslime abzubauen. Infolge der Terroranschläge von Al-Kaida auf das World Trade Center und das Pentagon in den USA am 11. September 2001 sahen sich Muslime in Europa und Nordamerika einem grundlegenden Verdacht ausgesetzt, wie Micksch erklärte. Zum Islamforum kamen erstmals in Deutschland Vertreter verschiedener Muslimverbände, von Kirchen, des Judentums und des Verfassungsschutzes an einen Tisch.