Bonn (epd). Die Deutsche Unesco-Kommission warnt vor „der instrumentalisierenden Vereinnahmung“ von Kultur für imperialistische, nationalistische und populistische Zwecke. In einer am Freitag verabschiedeten Resolution verurteilt die UN-Kulturorganisation die Vereinnahmung der Kultur zur Begründung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine „auf das Schärfste“, teilte die UN-Organisation in Bonn mit. Man sehe zudem mit großer Sorge, wie der Krieg in der Ukraine kulturelles Wissen und Können sowie kulturelle Werke zerstöre. Überdies drohten durch die Intensität des Krieges andere Konflikte und humanitäre Notsituationen auf der Welt in den Hintergrund zu treten.
„Wir erleben gerade, wie der Krieg vor unserer Haustür die Regeln der Vereinten Nationen untergräbt und zugleich das kulturelle Leben und Erbe einer gesamten Gesellschaft zerstören will“, erklärte die Präsidentin der Deutschen Unesco-Kommission mit Sitz in Bonn, Maria Böhmer. Kultur werde missbraucht, um geopolitische und nationalistische Interessen zu legitimieren. „Dem müssen wir eine neue Form der multilateralen Zusammenarbeit entgegensetzen“, forderte Böhmer.
Gerade die Unesco sei gefordert, global zum Frieden beizutragen und Wertschätzung sowie Anerkennung für den kulturellen Reichtum zu schaffen, heißt es in der Resolution. Aufgabe der UN-Kultur- und Bildungsorganisation sei es, dafür einzutreten, „dass Kultur und Kulturpolitik nicht Machtgefälle und Stereotype reproduzieren“. Kulturschaffende, Intellektuelle und Medienschaffende dürften nicht unter Druck gesetzt, mundtot gemacht oder aus ihren Heimatländern vertrieben werden. Die Kunstfreiheit müsse ebenso wie die Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit verteidigt werden.
Die Mitgliederversammlung der Deutschen Unesco-Kommission plädierte für Regeln, die es ermöglichen, dass Staaten bei schwerwiegenden Völkerrechtsverstößen und Menschenrechtsverletzungen ihr Stimmrecht in allen zwischenstaatlichen Gremien der Unesco verlieren und insbesondere den Vorsitz dort nicht mehr ausüben dürfen. Überdies sollten Übereinkommen und Programme darauf überprüft werden, ob Eintragungen kultureller Güter und Ausdrucksformen zwischenstaatliche Konflikte befeuern oder für nationalistische Zwecke missbraucht werden können.