Frankfurt a.M., Nairobi (epd). Bei Angriffen auf die Bevölkerung in der sudanesischen Konfliktregion Darfur sind nach Recherchen von Human Rights Watch seit April Hunderte Menschen getötet worden. Die Gewalt habe sich vor allem gegen nicht-arabische Bewohner von Kerenik und Kulbus in Westdarfur gerichtet, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Mittwoch. Die Entwicklungen unterstrichen das Versagen der sudanesischen Regierung, ihrer Verpflichtung zum Schutz der Bevölkerung nachzukommen. Die Notwendigkeit eines stärkeren UN-Einsatzes sei offenkundig.
Tausende Menschen seien vor der Gewalt arabischer Angreifer und Milizen aus ihren Häusern geflüchtet, erklärte Human Rights Watch. Hunderte Häuser seien niedergebrannt oder geplündert worden. Die vergangenen Monate hätten die katastrophalen Auswirkungen von einem Rückzug der UN-Friedenstruppen aus der Region gezeigt, sagte Mohamed Osman, Sudan-Experte der Organisation. Es entstehe ein Gefühl, dass die internationale Gemeinschaft „diese Opfer ethnischer Säuberung“ in der Region völlig im Stich lasse.
Darfur im Westen des Sudan wird seit Jahrzehnten von Konflikten und Gewalt geprägt. Der frühere sudanesische Machthaber Omar al-Baschir hatte dort arabische Milizen, die Dschandschawid, unterstützt, die die schwarze Bevölkerung terrorisierten. Al-Baschir wird für einen Völkermord in Darfur verantwortlich gemacht, bei dem zwischen 2003 und 2008 Schätzungen zufolge 300.000 Menschen getötet wurden.
Unter anderem als Reaktion auf die Gewalt war die Friedenstruppe Unamid von UN und Afrikanischer Union gegründet worden. Deren Mandat endete nach rund 13 Jahren Ende 2020. Zum Januar 2021 wurde die UN-Unterstützungsmission Unitams zur Begleitung des demokratischen Übergangs nach dem Sturz al-Baschirs ins Leben gerufen. Deren direktes Schutzmandat für die Bevölkerung in Darfur wurde laut Human Rights Watch aber aufgehoben. Die internationale Gemeinschaft müsse dringend die Überwachungs- und Berichtskompetenzen der UN-Einsatzkräfte stärken, um die Menschen in Darfur zu schützen, fordern die Menschenrechtler.