IRC-Geschäftsführer: Brauchen Zeitenwende im Kampf gegen den Hunger

IRC-Geschäftsführer: Brauchen Zeitenwende im Kampf gegen den Hunger
21.06.2022
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M. (epd). Der Geschäftsführer der Hilfsorganisation International Rescue Committee (IRC) in Deutschland, Ralph Achenbach, hat die G7-Staaten zu mehr Anstrengungen bei der Bekämpfung des Hungers aufgerufen. Die Zahl der Hungernden könne dieses Jahr auf 323 Millionen ansteigen, sagte Achenbach dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Es braucht auch beim Kampf gegen den Hunger eine Zeitenwende, und wir wollen, dass dieses Signal vom G7-Gipfel ausgeht.“ Neben Geld für humanitäre Hilfe brauche es einen grundlegenden Umbau des globalen Ernährungssystems.

Dabei müsse es darum gehen, ärmere Länder und Krisenstaaten von Nahrungsmittelimporten unabhängiger zu machen, sagte Achenbach. „Die Abhängigkeit von Importen muss reduziert werden.“ Nahezu alle von langjährigen Ernährungskrisen geplagten Länder, etwa Somalia, Afghanistan oder die Sahel-Staaten, seien von Einfuhren abhängig, insbesondere bei Getreide. „Wir müssen lokale Anbausysteme unterstützen, die auch an den Klimawandel angepasst sind“, sagte Achenbach. Auch bei Dünger und Saatgut müsse die Abhängigkeit von Importen reduziert werden.

Der weltweite Hunger ist einer der Schwerpunkte beim Treffen der G7-Staaten vom 26. bis 28. Juni im bayerischen Elmau. In vielen Ländern spitzt sich derzeit die Ernährungskrise zu. Dafür verantwortlich sind unter anderem die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie, Konflikte, hohe Lebensmittelpreise und Extremwettereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen. Der Ukraine-Krieg sorgt für zusätzlichen Druck, etwa weil Russland die Ausfuhr von Weizen aus der Ukraine blockiert und die Lebensmittelpreise weiter steigen.

Achenbach warnte mit Blick auf das Zusammenkommen der sieben wichtigsten Industrienationen vor Kürzungen bei Hilfsprogrammen. „Wir sehen jetzt das Risiko, dass aufgrund des Ukraine-Krieges Finanzierungszusagen nicht eingehalten werden“, sagte der IRC-Geschäftsführer. Zugleich begrüßte er das von Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) angestoßene Bündnis für globale Ernährungssicherheit. Es müsse allerdings mit bestehenden Institutionen, etwa auf UN-Ebene, zusammengearbeitet werden. Wichtig sei auch die Kooperation mit den Regierungen und der Zivilgesellschaft der betroffenen Länder. Das Bündnis, das die Verteilung von Grundnahrungsmitteln koordinieren und um Geldgeber werben soll, wurde beim Treffen der G7-Entwicklungsminister Mitte Mai gestartet.