Schulze dringt auf nachhaltige Strategien gegen Hunger

Schulze dringt auf nachhaltige Strategien gegen Hunger
Mehr Spielraum für das Welternährungsprogramm, stärkere lokale Produktion und weniger Import-Abhängigkeiten: Im Kampf gegen die Hungerkrise und für die Ernährungssicherheit fordert Bundesentwicklungsministerin Schulze langfristige Ansätze.

Frankfurt a.M. (epd). Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) dringt mit Blick auf die akute Hungerkrise durch den Ukraine-Krieg auf langfristige Strategien. So brauche auch das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen Spielraum, neben der akuten Nothilfe verstärkt langfristige, nachhaltige Ansätze zu verfolgen, sagte Schulze am Montag bei der Jahressitzung des WFP-Exekutivrats in Rom. Sie sagte die Unterstützung Deutschlands bei der Bewältigung der Hungerkrise zu.

Nach neuesten Zahlen des WFP leiden 345 Millionen Menschen in 82 Ländern akut Hunger. Die größten Treiber des neuerlichen Anstiegs sind die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und die Dürre am Horn von Afrika. „Nie war der gemeinsame Einsatz für Ernährungssicherheit so wichtig wie heute“, erklärte Schulze laut Mitteilung ihres Ministeriums. „Deutschland war im vergangenen Jahr mit 1,2 Milliarden Euro der zweitgrößte Geber des WFP. Ich arbeite daran, dass wir dieses hohe Niveau auch in diesem Jahr wieder erreichen und möglichst übertreffen.“ Schon jetzt könne sie zusagen, dass das Ministerium den Kernbeitrag für das WFP von 28 auf 70 Millionen Euro erhöhe.

Im Einsatz für Ernährungssicherheit müsse nicht nur schnell, sondern auch nachhaltig und ganzheitlich vorgegangen werden, sagte Schulze: „Es geht nicht nur darum, diese Hungerkrise zu bewältigen, sondern zugleich darum, die nächste zu verhindern.“ Darum müssten die Gesellschaften langfristig unabhängiger von Lebensmittel-Importen und schwankenden Weltmarktpreisen werden. Das gelinge zum Beispiel, indem die lokale Produktion mit mehr klimaangepasstem, vielfältigem Anbau, regionalem Handel und Lagerkapazitäten gestärkt werde.

„Humanitäre Hilfe, Entwicklungszusammenarbeit und Friedensmaßnahmen müssen zudem Hand in Hand gehen, um künftige Krisen zu verhindern und Frieden zu sichern“, erklärte Schulze. Dabei könne das Welternährungsprogramm besonders gut an der Schnittstelle arbeiten, denn sein Mandat umfasse humanitäre Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit. „Das, was wir jetzt investieren, um Gesellschaften und Ernährungssysteme krisenfester zu machen, zahlt sich um ein Vielfaches aus“, betonte die Ministerin.

Bislang hätten sich viele Länder auf einzelne Lieferanten verlassen und neben Weizen, Mais und Reis zu wenig auf Vielfalt gesetzt, erläuterte Schulze auch in der Tageszeitung „Die Welt“ (Montag). „Das rächt sich nun“, sagte sie. Jetzt komme es darauf an, zu diversifizieren und die Produktion der Bäuerinnen und Bauern vor Ort für ihre eigene Region zu stärken. Früher seien etwa in Afrika stärker lokale Getreidearten wie Sorghum angebaut worden, die an Boden und Klima gut angepasst seien.

Schulze nannte als Beispiel, dass sich Äthiopien zum Ziel gesetzt habe, „möglichst schnell so viel Getreide zu produzieren, dass es innerhalb von Afrika exportieren kann“. „Von den klimatischen Bedingungen her wäre das möglich“, sagte die Ministerin. „Diese Hungerkrise ist nicht in ein paar Wochen vorbei, sondern wird uns Jahre herausfordern“, betonte sie.