Dortmund (epd). Steigende Preise und höhere Zinsen sowie der Ukraine-Krieg trüben auch die Geschäftsaussichten bei der Bank für Kirche und Diakonie (KD-Bank). Für das laufende Jahr rechnet der Vorstandsvorsitzende Ekkehard Thiesler mit rückläufigen Erträgen. Insgesamt werde 2022 für alle Kapitalanleger und die Bankenbranche „eine große Herausforderung“, sagte er auf der Generalversammlung am Mittwoch in Dortmund. Die „angespannte Lage“ zeige sich auch daran, dass die beiden katholischen Schwesterbanken DKM in Münster und BKC in Paderborn ihre für 2022 angestrebte Fusion verschoben hätten.
Hauptgründe für das schwieriger gewordene Marktumfeld ist Thiesler zufolge, dass die Bank „mit relativ großen Anteilen“ in festverzinsliche Papiere investiert hat, die besonders unter der Inflation litten. Zwar sei dieser Anteil geringer als vor der Finanzkrise 2008, aber immer noch so stark, „dass es uns trifft und wir als Kirche und Diakonie an realer Finanzkraft verlieren - insbesondere, wenn der Haben-Zinssatz bei gut ein Prozent, die Inflation aber bei mehr als sieben Prozent liegt“. Zugleich seien die Aktienmärkte jüngst deutlich unter Druck geraten.
Mit temporären Wertberichtigungen auf festverzinsliche Papiere will die KD-Bank dieser negativen Entwicklung im Jahresverlauf gegensteuern, um die Bilanz zu entlasten. So sei etwa der Kurs einer zehnjährigen Bundesanleihe von Januar bis Ende Mai um 13 Prozent gefallen, rechnete Thiesler vor. Man gehe aber davon aus, dass der Bund die Anleihen vertragsgetreu bediene und das Geld am Ende der Laufzeit zurückzahle. Außerdem kündigte der Vorstandschef eine Anhebung der Kontokorrent-Entgelte für institutionelle Kunden an, was höhere Sollzinsen bei Inanspruchnahme des Kreditrahmens bedeutet.
Im Geschäftsjahr 2021, das Thiesler als „Wendepunkt“ mit Blick auf niedrige Zinsen und niedrige Inflation bezeichnete, konnte die KD-Bank noch kräftig zulegen. Ihre Bilanzsumme stieg zu 2020 um 7,1 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Der Jahresüberschuss blieb mit 10,1 (2020: 9,9) Millionen Euro nahezu konstant, weil die Bank ihre Rücklagen stärkte. Das Kreditgeschäft nahm um elf Prozent auf 2,5 Milliarden Euro zu. Finanziert wurden etwa Projekte für bezahlbaren Wohnraum, Einrichtungen für ältere Menschen und Gesundheit. Aus dem Jahresüberschuss sollen die Teilhaber für 2021 eine zum Vorjahr unveränderte Ausschüttung in Höhe von 2,1 Millionen Euro erhalten.
Ungeachtet des schwierigen Marktumfelds sieht Thiesler für ethisch-nachhaltige Investitionen, auf die sich die Bank konzentriert, weiter gute Aussichten. Vor diesem Hintergrund kritisierte er die EU-Kommission, die in einer umstrittenen Entscheidung Gas und Atomkraft als nachhaltig eingestuft hat. Folge seien „falsche Signale an die Industrie“, die den Ausbau erneuerbarer Energien und der notwendigen Infrastruktur erschwerten. Die KD-Bank stufe Gas als Brückentechnologie ein, in die langfristig nicht neu investiert werde. In Unternehmen, die Atomkraftwerke betreiben, sei die Bank gar nicht engagiert.
Wie sehr das Thema auch die Theologie beschäftigt, machte die reformierte Kirchenpräsidentin Susanne Bei der Wieden in ihrer Andacht auf der Veranstaltung deutlich. Geld könne „zur guten oder zur bösen Saat“ werden und manchmal sei es „gar nicht so einfach“, diese Grenzen zu bestimmen: „Ich denke an die Debatte um die Frage, ob wir Kernenergie als nachhaltige Energie bewerten sollen, wie es die EU-Kommission eben tut. Gerade ringen wir gesellschaftlich um die Frage, wie die sogenannten Übergewinne im Ukrainekrieg zu bewerten sind. Als segensreiche Gewinne würde ich sie nicht bezeichnen.“
Die KD-Bank ist eine Genossenschaftsbank und gehört Kirche und Diakonie. Mit rund 4.200 Mitgliedern zählt sie nach eigenen Angaben zu den größten Kirchenbanken Deutschlands. Repräsentanten aus Kirche und Diakonie wirken im Aufsichtsrat und Beirat mit. Zu den Kunden gehören die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) mit ihren Landeskirchen, kirchliche Einrichtungen, Stiftungen und Freikirchen. Hinzu kommen soziale Unternehmen wie Krankenhäuser, Hospize, Pflegedienste, Behindertenwerkstätten und Kindertagesstätten.