Kiel (epd). Schulschließungen und Informationskampagnen haben abgesehen von medizinischen Maßnahmen einer Studie zufolge am besten gegen Ansteckungen in der Corona-Pandemie geholfen. Informationskampagnen senkten die Reproduktionszahl und damit die Anzahl an Menschen, die eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, um 0,35 und Schulschließungen um 0,24, wie das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag mitteilte. Medizinische Maßnahmen wie Impfen oder die Behandlungen durch medizinisches Personal wurden in der Studie nicht untersucht.
Corona-Tests, Kontaktnachverfolgung und internationale Reisebeschränkungen trugen ebenfalls deutlich zum Infektionsschutz bei. Auch die Absage öffentlicher Veranstaltungen, Homeoffice und Einschränkungen bei privaten Treffen hätten nachweislich die Reproduktionszahl gesenkt, hieß es. Dagegen brachten lokale Reisebeschränkungen und Stoffmasken in der ersten Corona-Welle keinen statistisch messbaren Erfolg.
„Die hohe Wirksamkeit von Informationskampagnen erklärt sich wohl aus ihrer Rolle als Wegbereiter vieler weiterer Maßnahmen“, sagte Studienautor Alexander Sandkamp. Die Bereitschaft von Menschen, Infektionsschutzmaßnahmen überhaupt umzusetzen, sei durch die Kampagnen maßgeblich gestiegen. Aus der hohen Wirksamkeit einer Maßnahme folge aber nicht automatisch die Empfehlung zur Umsetzung, wenn wie im Fall von Schulschließungen die negativen Folgen stark seien, so Sandkamp.
Für die Studie wurden 2020 in 182 Ländern 14 sogenannte nicht-pharmazeutische Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie und die Entwicklung der Reproduktionszahl analysiert. Die Ergebnisse beziehen sich auf die Wirksamkeit der Maßnahmen im Durchschnitt über alle untersuchten Länder und seien prinzipiell auch auf künftige Pandemien übertragbar, hieß es.