Hannover (epd). Für seine Verdienste um das jüdische Leben in Niedersachsen hat der jüdische Verbandsvorsitzende Michael Fürst am Freitag in Hannover das Große Verdienstkreuz des Bundeslandes erhalten. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) würdigte ihn bei einem Empfang des jüdischen Landesverbandes als „herausragenden Repräsentanten des Judentums in Niedersachsen“. Mit dem Empfang im Kongresszentrum feierte Fürst seinen 75. Geburtstag.
Der Rechtsanwalt steht seit 42 Jahren an der Spitze des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen mit heute mehr als 6.000 Mitgliedern in zwölf Gemeinden. 1980 übernahm er den Vorsitz. Mit seinem langjährigen Wirken habe Fürst wichtige Grundlagen dafür gelegt, dass das Judentum im Land nach dem Holocaust wieder habe wachsen können und weiter wachse, vor allem durch den Zuzug zahlreicher Juden aus der früheren Sowjetunion, sagte Weil vor rund 300 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Kirche.
„Wenn wir das mit der Situation vor einem dreiviertel Jahrhundert vergleichen, darf man es wirklich als ein Wunder bezeichnen, dass ein Land wieder zur Heimat für Jüdinnen und Juden geworden ist, in dem die restlose Vernichtung des Judentums staatliches Programm und staatliche Praxis war“, unterstrich der Ministerpräsident. Zudem habe Fürst wichtige Brücken zu den Muslimen im Land und zur palästinensischen Gemeinde gebaut und sich unerschrocken jeder Form von Rassismus entgegengestellt.
Michael Fürst wurde am 28. Mai 1947 als Sohn eines Holocaust-Überlebenden in Hannover geboren und wuchs in der kriegszerstörten Stadt auf. Sein Vater hatte sich gegen eine Auswanderung entschieden. 1968 wurde Fürst zum ersten jüdischen Reserveoffizier der Bundeswehr.
Danach studierte er Jura in Göttingen und erhielt 1976 seine Zulassung als Rechtsanwalt. 1982 war er an der Gründung der Deutschen Technion-Gesellschaft beteiligt, die Verbindungen zur Technischen Hochschule Israels in Haifa pflegt.
2007 übernahm Fürst auch den Vorsitz der Jüdischen Gemeinde Hannover, der mit rund 4.000 Mitgliedern größten jüdischen Gemeinde in Niedersachsen. Wegen seines Engagements für die Hochschule in Haifa wurde er 2021 zum Ehrensenator der Leibniz-Universität Hannover ernannt.