Frankfurt a.M., Khartum (epd). Im Sudan sind das Militär und eine Koalition zivilgesellschaftlicher Gruppen erstmals seit dem Putsch im Oktober zu Gesprächen zusammengekommen. Vertreter des Militärs und der „Kräfte für Freiheit und Wandel“ (FFC) hätten unter Vermittlung der USA und Saudi-Arabien darüber beraten, wie die aktuelle politische Krise gelöst werden könne, erklärte die US-Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum am Freitag. Auch über eine Rückkehr zur Demokratie sei gesprochen worden. Die FFC bestätigten das Treffen vom Donnerstag und erklärte, sie hätten einen verbindlichen Fahrplan für eine Übergabe der Macht an die Zivilbevölkerung gefordert.
Das Militär hatte 2019 nach monatelangen Protesten der Zivilbevölkerung den langjährigen Herrscher Omar Al-Baschir gestürzt, dem eine zivil-militärische Regierung unter Beteiligung der FFC folgte. Im Oktober beendete ein erneuter Militärputsch die Zusammenarbeit. Seitdem weigern sich zahlreiche Gruppen und Initiativen, mit dem Militär zu verhandeln, darunter auch die FFC. Die US-Botschaft erklärte, das Treffen sei kein Ersatz für die Gespräche unter Vermittlung von UN, Afrikanischer Union und dem regionalen Staatenbund Igad, die am Mittwoch begonnen haben.
Die Zivilgesellschaft im Sudan demonstriert seit dem Putsch im Oktober ununterbrochen für eine demokratische Regierung, trotz der brutalen Reaktion durch das Militär. Laut der Ärzte-Vereinigung CCSD, die Teil der Demokratiebewegung ist, sind seitdem 100 Protestierende von Sicherheitskräften getötet worden. Nach der erneuten Machtübernahme und der Festnahme der zivilen Regierungsangehörigen hatte die Armee versucht, eine zweite zivil-militärische Regierung einzusetzen, war aber schließlich am Widerstand der Demokratiebewegung gescheitert.