Düsseldorf, Berlin (epd). Die Bundesärztekammer und die Deutsche Krankenhausgesellschaft dringen auf eine bessere Datengrundlage zur Corona-Pandemie. „Hier muss sichergestellt werden, dass diese Daten ohne zusätzlichen manuellen und personellen Aufwand aus dem Krankenhausinformationssystem ausleitbar sind“, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Donnerstag). Bisher sei dies nicht möglich gewesen, da die entsprechenden Schnittstellen zu Gesundheitsämtern und Robert Koch-Institut nicht gegeben seien.
Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hatte am Mittwoch unter anderem ein Echtzeitlagebild gefordert, welches Krankheitsschwere und die Zahl der Intensivbetten sowie Pflegekräfte umfasst. „Wenn die Politik jetzt für den Herbst Echtzeitdaten aus den Krankenhäusern nutzen möchte, muss sie die Frage beantworten, wie dies technisch realisiert werden soll und wer die Kosten für die notwendigen IT-Investitionen übernimmt“, sagte Gaß. „Bekanntermaßen fällt die Investitionsfinanzierung in die Zuständigkeit der Länder, die aber noch keinerlei Initiative erkennen lassen.“
Der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag), dass es Klarheit über das tatsächliche Infektionsgeschehen brauche, um Krankenhaus- und Intensivbettenbelastung realistisch einzuschätzen. „Wir haben in den letzten zweieinhalb Jahren einen wahren Datenblindflug erlebt, der keine gute Grundlage für rationale Entscheidungen war“, betonte er.
„Bund und Länder haben es in der Vergangenheit versäumt, sich auf absehbare neue Infektionswellen in der Corona-Pandemie ausreichend vorzubereiten“, sagte Reinhardt. Das dürfe bei steigenden Infektionszahlen im Herbst nicht noch einmal passieren. „Niemand kann derzeit sagen, ob im Herbst und im Winter weiterhin Omikron vorherrschend sein wird, ob wir es mit harmloseren Virusvarianten zu tun haben werden oder ob sich solche mit schwereren Verläufen durchsetzen“, betonte er.