Berlin (epd). Der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerkes, Thomas Krüger, hat der Politik mangelndes Interesse an Kindern und Jugendlichen vorgeworfen. In der politischen Debatte gebe es „eine geradezu systematische Vernachlässigung der Belange junger Menschen in Deutschland“, erklärte Krüger am Freitag in Berlin zur Vorstellung des Kinderreports 2022.
Die Anliegen von Kindern und Jugendlichen würden oftmals ignoriert oder deren Interessen nur nachrangig berücksichtigt. „Sollte sich dieser Trend nachhaltig bestätigen, steht unsere Gesellschaft vor einer Zerreißprobe“, betonte Krüger. Es müsse gelingen, den Interessen aktueller Generationen wie künftiger Generationen gleichermaßen gerecht zu werden.
Laut Kinderrechtsreport, der auf zwei repräsentativen Online-Befragungen beruht, fordert ein Großteil der Bevölkerung die Verankerung von Kinderrechten im Grundgesetz (94 Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen, 84 Prozent der Erwachsenen). Es gehe darum, die Interessen von Kindern und Jugendlichen in Zukunft besser zu berücksichtigen. An den Umfragen beteiligten sich 645 Kinder und Jugendliche sowie 1.046 Erwachsene.
Zudem werden mehr Kinder- und Jugendbeauftragte in Bund, Ländern und Kommunen gefordert (94 Prozent/80 Prozent). Alle neuen gesetzlichen Maßnahmen sollten auf ihre Kinder- und Jugendfreundlichkeit überprüft werden (85 Prozent/76 Prozent). Auch die Schaffung eines Ständigen Beirats für Kinder- und Jugendbeteiligung bei der Bundesregierung, in dem Kinder und Jugendliche vertreten sind, wird von einer großen Mehrheit befürwortet (88 Prozent/66 Prozent).