München (epd). Keine Chance zur Flucht, ausgegrenzt, unzureichend versorgt: Für Menschen mit Behinderungen ist der Krieg im Jemen besonders gefährlich - und mehr als vier Fünftel von ihnen haben nach einem Bericht von Handicap International keinen Zugang zu humanitärer Unterstützung. Sie lebten zu weit entfernt, könnten sich den Transport nicht leisten oder die Straßen seien zu gefährlich, weil sie mit Landminen und Blindgängern übersät seien, erklärte die Hilfsorganisation zur Vorstellung der Studie am Montag in München.
Das Leben für Menschen mit Behinderung im Jemen sei damit besonders prekär und gefährlich. Viele lebten in ständiger Angst, verletzt zu werden, da sie nicht in der Lage seien, vor Explosionen oder bewaffneten Zusammenstößen zu fliehen. Zahlreiche Menschen mit Behinderung kämpften zudem mit psychischen Belastungen, heißt es in der Erhebung in Zusammenarbeit mit der Arabischen Menschenrechtsstiftung. Darüber hinaus würden sie oft stigmatisiert und ihre speziellen Bedürfnisse blieben unbeachtet.
Mindestens 4,8 Millionen Menschen in dem 30-Millionen-Einwohner-Land hätten eine Behinderung, erklärte Handicap International unter Bezug auf Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese Zahl habe seit Beginn des Krieges erheblich zugenommen. Grund dafür seien die vielen Verletzungen durch Explosivwaffen, die schlechte Gesundheitsversorgung und die zahlreichen zerstörten Gesundheitseinrichtungen.
„Viele Menschen mit Hörbehinderungen beispielsweise wurden in Konflikten verletzt, weil sie nicht hören und verstehen konnten, was vor sich ging“, sagt Yasmine Dealman, Handicap-International-Expertin in Aden. Außerdem lebten viele in Lagern für Binnenflüchtlinge unter besonders prekären Bedingungen, da diese nicht auf die Bedürfnisse für behinderte Menschen ausgerichtet seien.