Düsseldorf (epd). Etwa jeder zehnte Erwerbstätige in Deutschland zeigt ein arbeitssüchtiges Verhalten im Job. Vor allem Führungskräfte litten überdurchschnittlich oft an Symptomen von Arbeitssucht, teilte die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung in Düsseldorf am Mittwoch mit. Von suchthaftem Arbeiten betroffene Menschen arbeiten laut einer Studie nicht nur sehr lang, schnell und parallel an unterschiedlichen Aufgaben, sie können auch nur mit schlechtem Gewissen freinehmen.
Für die von der Böckler-Stiftung geförderte Untersuchung hatten Mitarbeiter des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und der Technischen Universität Braunschweig die repräsentativen Daten von 8.000 Erwerbstätigen ausgewertet. Die Daten stammen aus den Jahren 2017 und 2018 - also aus der Zeit vor Corona. Laut der Studie arbeiteten 9,8 Prozent der befragten Erwerbstätigen suchthaft. Weitere 33 Prozent arbeiteten exzessiv - aber nicht zwanghaft. 54,9 Prozent der Erwerbstätigen gingen der Beschäftigung dagegen „gelassen“ nach.
Suchthaftes Arbeiten ist demnach kein Randphänomen, das nur eine kleine Gruppe von Führungskräften betrifft. Tatsächlich seien exzessives und zwanghaftes Arbeiten in allen Erwerbstätigengruppen verbreitet, hieß es. Gleichwohl bestehe zwischen suchthaftem Arbeiten und Führungsverantwortung „ein statistisch höchst signifikanter Zusammenhang“. Führungskräfte seien zu 12,4 Prozent arbeitssüchtig, andere Erwerbstätige nur zu 8,7 Prozent. „Unter den Führungskräften ist suchthaftes Arbeiten zudem umso stärker ausgeprägt, je höher die Führungsebene ist“, erklärten die Studienautoren.