Halle (epd). Der von dem rechtsterroristischen Anschlag auf die Synagoge von Halle betroffene ehemalige Kiez-Döner muss Ende Mai schließen. Auf dem Instagram-Account des bundesweit bekannt gewordenen Ladens heißt es, die Einnahmen des vor einem halben Jahr zu einem türkischen Frühstückscafé umgebauten Geschäfts könnten die beiden Betreiber Ismet und Rifat Tekin und deren Familien nicht versorgen. Vor allem die vierte Welle der Corona-Pandemie hätte für ausbleibende Gäste gesorgt.
Die aktuellen Einnahmen reichten seit Monaten weder für die Lebensunterhaltssicherung der Betroffenen, noch für die Miete des Ladens oder Einkäufe, um mehr Kundschaft anzuwerben. Bei dem Anschlag am 9. Oktober 2019 hatte der Attentäter Stephan B. vergeblich versucht, in die Synagoge von Halle einzudringen, um dort ein Blutbad anzurichten. Nachdem ihm dies nicht gelungen war, erschoss er unter anderem in dem Döner-Imbiss den 20-jährigen Gast Kevin S..
In ihrer Erklärung beklagen die beiden Betreiber Ismet und Rifat Tekin das Fehlen staatlicher Unterstützung. Das wird laut Medienberichten von der Stadt Halle zurückgewiesen. Zusammen mit städtischen Unternehmen und Vereinen sei seit dem Anschlag ein etwa fünfstelliger mittlerer Betrag an Hilfsgeldern zusammengekommen.
Ismet Tekin kritisierte zudem, dass er nicht als Überlebender des Anschlags anerkannt wird, obwohl er sich damals im Schusswechsel des Attentäters mit der Polizei befand. Das Oberlandesgericht Naumburg hatte Stephan B. wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes im Dezember 2020 zu einer lebenslangen Haftstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt.