Memmingen (epd). Vor möglichen Rückschritten beim ökologischen Landbau infolge des Ukraine-Kriegs warnt der Bund Naturschutz in Bayern. Auf ihrer Versammlung in Memmingen verabschiedeten die Delegierten der Organisation am Wochenende einen entsprechenden Leitantrag. Kritisiert wird vor allem die drohende Aufweichung bei den Ökologischen Vorrangflächen, auf denen nun wieder Ackerbau betrieben werden kann.
„Der schreckliche Krieg in der Ukraine darf nicht dazu missbraucht werden, um Naturschutzflächen zu opfern“, sagte der Vorsitzende des Bund Naturschutz in Bayern, Richard Mergner, laut Mitteilung. Gastrednerin Manuela Rottmann (Grüne), Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, sagte, das Leitbild des ökologischen Landbaus werde „derzeit massiv in Frage gestellt“.
Die Forderungen nach dem Umpflügen auf Vorrangflächen gefährdeten die Artenvielfalt, seien aber „nur ein marginaler Beitrag zur Ernährungssicherheit“, sagte Mergner. Erforderlich sei vielmehr, den Hunger weltweit besser zu bekämpfen und den Tierbestand längerfristig zu reduzieren. „Hunger in der Welt ist kein Erzeugungs-, sondern ein Verteilungsproblem“, sagte er.
Landwirtschaftliche Betriebe müssen seit 2015 mindestens fünf Prozent ihrer Ackerfläche als „Ökologische Vorrangflächen“ im Umweltinteresse ausweisen. Was bei Brachen oder Zwischenfrüchten dort wächst, darf nicht genutzt werden. Infolge des Krieges ist der europäische und weltweite Getreidemarkt jedoch angespannt. Darum hatte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kürzlich eine Regelung geschaffen, dass Brachflächen landwirtschaftlich genutzt werden können - allerdings nur für Futtermittel. Die EU hatte auch den Getreideanbau ermöglicht; dies hatte Deutschland jedoch abgelehnt.