Borrell: EU verhindert russische Getreidelieferungen nicht

Borrell: EU verhindert russische Getreidelieferungen nicht
Der Krieg in der Ukraine trifft auch Afrika. Getreidelieferungen aus dem als "Kornkammer Europas" bekannten Land bleiben aus. Politiker warnen vor den Folgen für die Ernährungslage im globalen Süden. Damit beschäftigte sich ein EU-Ministerrat.

Brüssel (epd). Vor dem Hintergrund blockierter Getreidelieferungen aus der Ukraine und den Folgen für die Welternährung hat die EU betont, dass sie relevante Exporte aus Russland nicht behindert. Russische Exporte von Lebensmitteln, Agrarprodukten und Dünger würden von ihren Sanktionen nicht erfasst, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Freitag in Brüssel.

„Denn wir wussten, dass das den Weltmarkt für Nahrung und Dünger beeinflussen könnte“, erklärte Borrell nach einem Treffen mit den EU-Entwicklungsministern. Er bezog sich nach eigenen Angaben auf eine von Russland verbreitete Darstellung, wonach Preissteigerungen für Lebensmittel auf die Sanktionen zurückgingen, die der Westen wegen des Krieges gegen Moskau verhängt hat. Dies wies Borrell zurück. „Die Spannungen in den Märkten sind Folgen des Krieges, den Russland gegen die Ukraine führt.“

In der Ukraine lagerten rund 20 Millionen Tonnen Getreide in Silos, sagte der EU-Außenbeauftragte. Die darauf wartenden Schiffe könnten das Korn nicht laden, da Russlands Marine die Häfen blockiere. Daher suche die EU nach alternativen Lieferwegen. Die EU-Kommission hatte vergangene Woche eine Strategie hierzu vorgestellt, um das Getreide zunächst über EU-Gebiet zu transportieren und dann an Empfänger zum Beispiel nach Afrika zu verschiffen. Borrell rief die Mitgliedstaaten am Freitag auf, die Pläne schnell umzusetzen.

Der deutsche Entwicklungsstaatssekretär Jochen Flasbarth sagte in Brüssel, die Lieferungen würden vermutlich vor allem über Polen oder möglicherweise die baltischen Häfen ausgeführt werden können. Die Transportwege über Deutschland würden vermutlich zu lang sein. Falls dies aber eine Option sein sollte, würden der deutsche Verkehrs- und der Landwirtschaftsminister dafür Lösungen finden.

Flasbarth wollte in Brüssel andere EU-Länder für ein neues Bündnis für globale Ernährungssicherheit gewinnen, wie er vor dem Ratstreffen erklärte. Die am Donnerstag von den G7-Entwicklungsministern gestartete Allianz solle dafür sorgen, dass Staaten, internationale Institutionen, Privatsektor und Zivilgesellschaft koordiniert vorgehen, um der Ernährungskrise entgegenzuwirken.