München (epd). Kinder und Jugendliche haben nach zwei Jahren Corona-Pandemie laut Expertenmeinung an Fitness verloren. Diejenigen, die schon vor der Pandemie Gewichtsprobleme hatten, hätten weiter an Gewicht zugelegt, sagte Astrid Hess, die Vorsitzende des Fachgebietes Kinderturnen im Bayerischen Turnverband, dem Evangelischen Pressedienst (epd) zum Tag des Purzelbaums (27. Mai). Außerdem fehle es mehr Kindern und Jugendlichen an grundmotorischen Fähigkeiten. Betroffen seien zuvorderst Kinder aus sozial benachteiligten Familien.
Fünfjährige hätten beim Kinderturnen etwa Probleme, einen Kasten hochzuklettern, oder auch beim Rückwärtslaufen, sagte Hess. Wenn Kinder in die Schule kommen, sollten sie eigentlich einbeinig springen können - doch viele könnten das Gleichgewicht nicht halten. Hess empfiehlt Eltern, ihre Kinder im Alltag zur Bewegung zu motivieren - sei es beim Hüpfen auf dem Sofa, beim Klettern auf Bäume, beim Balancieren auf Baumstämmen im Wald oder bei Hüpfspielen wie Gummitwist. Eltern sollten ihren Kindern etwas zutrauen: Nur so lernten sie, Gefahren richtig einzuschätzen.
Den klassischen Purzelbaum übrigens lernten bewegungsfreudige Kinder intuitiv, sagte Hess. Mehr als die Hälfte der Kinder könnten zur Einschulung einen Purzelbaum. Und so funktioniert er: „Kopf an die Brust, um rollen zu können, Hände daneben auf den Boden setzen, mit den Beinen abstoßen und über den Rücken rollen.“ Mit dem richtigen Schwung und dem richtigen Timing werde der Purzelbaum auch gerade, sagte Hess. Erwachsene täten sich schwer mit Purzelbäumen - weil sie verspannter seien als Kinder. Aber selbst die hätten durch langes Sitzen in der Schule verspannte Nacken.
Wenn Kinder in Vereine wollten, dann sei Kinderturnen als „Basisausbildung“ der beste Einstieg, sagte Hess. Dabei gehe es nicht um Turnen an Geräten wie Reck oder Stufenbarren, sondern darum, eine Grundmotorik zu erlernen. Dabei erlernten sie Fähigkeiten, die sie später für andere Sportarten wie Fußball oder Tennis bräuchten. Turnvereine hätten unabhängig von der Corona-Pandemie mit Nachwuchs zu kämpfen, sagte Hess.