Berlin (epd). Der evangelische Militärbischof Bernhard Felmberg hält die Friedensdiskussionen in seiner Kirche in Teilen für naiv. Mit der Denkschrift aus dem Jahr 2007, die das Ziel eines „gerechten Friedens“ formuliert und Kriterien für die Gewaltanwendung nennt, gebe es eine gute Grundlage, sagte Felmberg am Dienstag in Berlin. Er nehme aber mit Sorge wahr, dass die evangelische Diskussion der vergangenen Jahre „zu naiv“ war, was „ihre allzu optimistischen Annahmen einer allgemeinen Friedfertigkeit aller Akteure zumindest in unserer näheren Umgebung“ angehe.
„Frieden ist nur dann Frieden zu nennen, wenn er nicht mit Unfreiheit, Tyrannei oder Unterwerfung unter das Unrecht erkauft werden muss“, sagte Felmberg mit Blick auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. Die Debatte um Waffenlieferungen an die Ukraine hatte auch in der evangelischen Kirche eine neue Diskussion über deren Friedensethik ausgelöst. In Charkiw und Kiew werde „auch unsere Freiheit verteidigt“, sagte Felmberg. „Der Widerstand gegen den Aggressor kommt nicht zuletzt uns anderen Europäern zugute, weil er abschreckende Wirkung auf diejenigen hat, die vielleicht dachten, man könne ein europäisches Volk innerhalb weniger Tage überrennen und besiegen“, sagte er.
Die von ihm konstatierte Naivität macht Felmberg auch „an einer gewissen Theologievergessenheit“ fest. Nach Reformator Martin Luther sei der Mensch Gerechter und Sünder zugleich. Er sei zu allem fähig und verbessere sich nicht ethisch über die Jahrhunderte, sagte Felmberg. „Frieden, so wünschenswert er wäre, ist nicht der Grundzustand auf dieser Welt“, sagte er. Deshalb werde eine wehrhafte Demokratie gebraucht, sagte er.
Felmberg ist seit Oktober 2020 Militärbischof der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Er äußerte sich bei einer Veranstaltung zum 70. Jahrestag des Evangelischen Arbeitskreises der CDU und CSU.