Augsburg (epd). Für den Musiker Marius Müller-Westernhagen ist Freiheit eine Illusion. „Wahrscheinlich ist man nur frei, wenn man nichts mehr will, wenn man keine Wünsche und Ansprüche mehr hat, sondern einfach nur zufrieden ist“, sagte der 73-Jährige der „Augsburger Allgemeinen“ (Dienstag). Er selbst habe diesen Zustand in guten Momenten erreicht. „Ich weiß, ich muss gar nichts - außer sterben und Steuern zahlen“, sagte Müller-Westernhagen. Diese Erkenntnis sei „wirklich befreiend“.
Auf die Frage, ob er Angst vor einem dritten Weltkrieg habe, sagte der Düsseldorfer Sänger und Musiker: „Ich glaube nicht, dass der Russe bald bei uns auf der Matte steht. Viele Deutsche reagieren jetzt auch deshalb so stark, weil die Ukraine so nah ist. Ich finde es ganz schrecklich, was dort passiert, es berührt mich sehr. Und natürlich verachte ich Putin, verachte ich seinen Angriffskrieg. Ich finde aber auch die Kriege im Jemen oder in Syrien fürchterlich. Nur sind diese Länder für uns Deutsche weit weg.“
Zudem beklagte Müller-Westernhagen einen Verlust an Mitmenschlichkeit. Diese gehe „uns mehr und mehr verloren“. „Wir dreschen lieber aufeinander ein, anstatt gemeinsam nach Lösungen zu suchen“, sagte der Rockstar. Die sozialen Medien, von denen er sich fernhalte, seien ein „echter Brandbeschleuniger“: „Jeder Trottel kann dort jeden manipulativen Unsinn verbreiten, und was einmal im Internet steht, das bleibt auch dort.“
Müller-Westernhagen forderte ein „neues gesellschaftliches Bewusstsein“. „Wir müssen uns stärker dafür interessieren, wo es drastische Ungerechtigkeiten gibt. Nicht in dem Sinne, dass wir nach dem Kommunismus rufen, aber auch in Demokratien muss die Politik dafür Sorge tragen, dass die Gesellschaft ein moralisches Fundament hat. Entscheidungen sollten nicht Einzelnen zugutekommen, sondern allen“, sagte der Musiker.