Frankfurt a.M., Mogadischu (epd). In Somalia ist für Sonntag die lang erwartete Wahl des Präsidenten geplant. Mehr als ein Jahr später als vorgesehen bestimmt das Parlament unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen in der Hauptstadt Mogadischu einen Staatschef für die kommenden vier Jahre. Insgesamt treten 38 Kandidaten und eine Kandidatin an, so viele wie noch nie. Auch der derzeitige Präsident Mohamed Abdullahi Mohamed „Farmajo“ kandidiert erneut.
Wegen Uneinigkeit über das Wahlverfahren und Streits innerhalb der Regierung wurde die Wahl immer wieder verschoben. Die Amtszeit von Präsident „Farmajo“ war bereits im Februar 2021 abgelaufen. „Farmajos“ Versuch, seine Amtszeit zu verlängern, hatte im vergangenen Jahr blutige Kämpfe zwischen seinen Anhängern und Gegnern ausgelöst. In Somalia wird der Präsident von den Abgeordneten des Parlaments gewählt, die in den vergangenen Monaten bereits in einem mehrstufigen Verfahren von verschiedenen staatlichen und traditionellen Institutionen bestimmt wurden.
Überschattet wird die Präsidentenwahl von der angespannten Sicherheitslage und einer drohenden Hungersnot. Die islamistische Terrorgruppe Al-Shabaab verübt immer wieder Anschläge, vor allem auf staatliche Einrichtungen. Das Welternährungsprogramm (WFP) warnte zudem im April, Somalia drohe in den kommenden sechs Monaten eine Hungersnot, wenn kein Regen fällt und humanitäre Hilfe ausbleibt. Etwa sechs Millionen Menschen, etwa 40 Prozent der Bevölkerung sind demnach von Hunger bedroht.
Somalia wurde jahrzehntelang diktatorisch regiert und besitzt seit dem Sturz des damaligen Präsidenten Siad Barre 1991 kaum noch staatliche Strukturen.