Genf (epd). Der UN-Menschenrechtsrat hat mit großer Mehrheit die mutmaßlichen Kriegsverbrechen der russischen Truppen in der Ukraine verurteilt. Russland müsse sofort seinen Angriffskrieg einstellen und seine Truppen zurückziehen, verlangte der Menschenrechtsrat in einer Sondersitzung am Donnerstag in Genf.
Für eine entsprechende Resolution stimmten 33 Mitglieder des Rates, darunter Deutschland und westliche Staaten sowie Länder aus anderen Regionen. Zwölf Länder enthielten sich der Stimme, darunter Kuba und Sudan. Nur China und Eritrea votierten dagegen.
In der Resolution werden die schweren Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine angeprangert, die von den UN seit Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar dokumentiert wurden. Darunter sind willkürliche Hinrichtungen, Fälle von sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, von Folter und anderer „grausamer, unmenschlicher und erniedrigender Behandlung“.
Die deutsche Botschafterin bei den UN, Katharina Stasch, und Vertreterinnen und Vertreter anderer Staaten hatten zuvor die russischen Gräueltaten verurteilt und eine strafrechtliche Verfolgung der Täter verlangt. Auch die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, prangerte das brutale Vorgehen der russischen Truppen an. Viele der Taten könnten Kriegsverbrechen gleichkommen, sagte Bachelet.
Eine Ermittlerkommission der UN sammele in der Ukraine Beweise. Menschen berichteten von getöteten, verletzten, inhaftierten und verschwundenen Verwandten, Nachbarn und Freunden. Bislang seien allein in der Region Kiew mehr als 1.000 Leichen von Zivilisten geborgen worden. Einige dieser Menschen seien bei Kampfhandlungen getötet, andere seien offenbar hingerichtet worden.
Die südukrainische Stadt Mariupol und ihre Bewohner hätten seit Beginn des russischen Angriffs unvorstellbaren Horror erlebt. „Wir schätzen, dass die Zahl der zivilen Todesopfer in Mariupol in die Tausende geht, wobei das wahre Ausmaß der Gräueltaten, der Opfer und der Schäden erst mit der Zeit deutlich werden wird“, sagte Bachelet.
Bachelet hielt fest, dass russische wie auch ukrainische Einheiten mit schweren Explosivwaffen auf Wohngebiete feuerten. Das habe viele zivile Opfer gefordert. Die Mehrzahl der Angriffe gehe allerdings auf das Konto der russischen Streitkräfte.
Zudem seien Wohnhäuser und andere zivile Objekte beschädigt oder zerstört worden. In der gesamten Ukraine seien mindestens 50 christliche, jüdische und muslimische Gotteshäuser infolge der Feindseligkeiten beschädigt worden. Die Ukraine hatte die eintägige Sitzung beantragt, Dutzende Staaten schlossen sich der Forderung an.