Brüssel (epd). Die EU-Kommission will Getreidetransporte aus der Ukraine über europäisches Gebiet erleichtern, weil die Ausfuhr über das Schwarze Meer durch den Krieg mit Russland blockiert ist. Über die ukrainischen Seehäfen würden normalerweise 90 Prozent des Exports von Getreide und Ölsaaten abgewickelt und zu je einem Drittel nach Europa, Afrika und China verschifft, erklärte die Kommission am Donnerstag in Brüssel.
Schon jetzt weichen die Transporte auf den Landweg aus, allerdings behindert durch Flaschenhälse, fehlendes Gerät und zu viel Bürokratie, erklärte die Kommission. Zum Beispiel stecke ein Güterwaggon mit Getreide im Schnitt 16 Tage auf ukrainischer Seite an der Grenze zur EU fest. Ein Bündel von Maßnahmen soll daher vor allem den Weg zu den EU-Seehäfen beschleunigen, wo die Güter verschifft oder gelagert werden könnten.
Dringend gebraucht würden Eisenbahnwaggons, Lastwagen und Schiffe für den Binnenverkehr über die Donau, so die Kommission. Weil die Eisenbahn-Spurweite der Ukraine von der in vielen EU-Ländern abweicht, ist zudem Umschlaggerät nötig. Die Wirtschaftsverbände sollen ihre Mitglieder dafür mobilisieren und jeder Mitgliedstaat eine zentrale Kontaktstelle benennen, forderte die Kommission. Sie selbst will mit anderen Beteiligten eine Plattform einrichten, um Angebot und Bedarf abzustimmen.
Grenzkontrollen könnten auch ins Hinterland verlegt werden, schlug die Behörde vor. Außerdem müssten genug Mitarbeiter dafür entsandt werden. Die EU-Staaten sollten „maximale Flexibilität“ zeigen und nicht essenzielle nationale Anforderungen an Importe zeitweilig beiseite lassen. Ebenso forderte die Kommission die Ukraine auf, Ausfuhrgenehmigungen zu vereinfachen.
Sie drängte auch darauf, alternative Routen zu etablieren. Bisher liefen die meisten Exporte über Rumänien und Polen. Daher sollten freie Kapazitäten in anderen Ländern wie den baltischen Staaten und Bulgarien geprüft werden.