Genf (epd). Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, hat die Grausamkeiten der russischen Truppen bei ihrem Angriffskrieg in der Ukraine angeprangert. Viele der Taten könnten Kriegsverbrechen gleichkommen, sagte Bachelet am Donnerstag in Genf.
In einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrates erklärte sie, eine Ermittlerkommission der UN habe in der Ukraine Berichte über mögliche Kriegsverbrechen gesammelt. Menschen in dem angegriffenen Land berichteten von getöteten, verletzten, inhaftierten und verschwundenen Verwandten, Nachbarn und Freunden.
Bislang seien allein in der Region Kiew mehr als 1.000 Leichen von Zivilisten geborgen worden. Einige dieser Menschen seien bei Kampfhandlungen getötet, andere seien offenbar hingerichtet worden.
Die Stadt Mariupol und ihre Bewohner hätten seit Beginn des russischen Angriffs unvorstellbaren Horror erlebt. „Wir schätzen, dass die Zahl der zivilen Todesopfer in Mariupol in die Tausende geht, wobei das wahre Ausmaß der Gräueltaten, der Opfer und der Schäden erst mit der Zeit deutlich werden wird“, sagte Bachelet.
Russische Soldaten verübten laut Augenzeugen auch sexuelle Gewalt. Opfer seien Frauen und Mädchen, aber auch Männer und Jungen. Zudem seien Wohnhäuser und andere zivile Objekte beschädigt oder zerstört worden. In der gesamten Ukraine seien mindestens 50 christliche, jüdische und muslimische Gotteshäuser infolge der Feindseligkeiten beschädigt worden.
Bachelet hielt fest, dass russische wie auch ukrainische Einheiten mit schweren Explosivwaffen auf Wohngebiete feuerten. Das habe viele zivile Opfer gefordert. Die Mehrzahl der Angriffe gehe allerdings auf das Konto der russischen Streitkräfte.
Dutzende Staaten hatten die eintägige Sondersitzung des Rates gefordert. Am Ende der Zusammenkunft soll das Gremium den Angriffskrieg Russlands und die schweren Menschenrechtsverletzungen verurteilen.