Zentralratspräsident Schuster: Juden nicht nur als Opfer wahrnehmen

Zentralratspräsident Schuster: Juden nicht nur als Opfer wahrnehmen

Berlin (epd). Das Judentum in Deutschland sollte nach Auffassung des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, nicht auf die Zeit des Nationalsozialismus reduziert werden. „Jüdisches Leben ist mehr als nur der Holocaust, es ist mehr als der Nahostkonflikt, es ist mehr als der Kampf gegen Antisemitismus“, sagte er am Mittwoch in Berlin bei einer Veranstaltung des Deutschen Volkshochschulverbandes zum Festjahr „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Entscheidend sei, dass auch über die jüdische Geschichte vor dem Holocaust und über heutiges jüdisches Leben gesprochen werde.

Dass in weiten Teilen der Bevölkerung das Judentum in seiner Vielfalt wahrgenommen wird, und zwar auch jenseits der Jahre 1933 bis 1945, sei dem Zentralrat „extrem wichtig“, komme aber einem Spagat gleich, sagte Schuster. Einerseits müsse die Erinnerung an die Schoah wachgehalten werden. Dazu gehöre, dass Wissen über die Schoah vorhanden ist. Andererseits müsse verhindert werden, dass Juden ausschließlich als historisches Phänomen und als Opfer wahrgenommen werden, sondern als handelnde Menschen mit einer 1.700-jährigen Geschichte in Deutschland.

Das sei vor allem die Aufgabe der Schulen, aber auch Bildungseinrichtungen wie den Volkshochschulen. Diese hätten zu dem noch bis zum Sommer laufenden Festjahr dazu ein reichhaltiges Programm im Angebot. Die Themenpalette reiche von jüdischen Literaten und jüdischen Sportlern zu Universitätsführungen über frühere jüdischen Dozenten, von der Kabbala über Jiddisch bis zur koscheren Küche. „Sie erfüllen damit genau, was wir mit dem Festjahr beabsichtigt haben“, sagte Schuster.