Berlin (epd). In der Diskussion um eine gesetzliche Regelung der Triage hat die Caritas die Möglichkeit für einen Behandlungsabbruch zugunsten eines Patienten mit höherer Überlebenswahrscheinlichkeit klar abgelehnt. Schleichend verändere sich die Diskussion „von einem Instrument der medizinischen Abwägung in akuten Notfallsituationen zu einer Legitimation von Rationierung medizinischer Leistungen nach Nützlichkeit und Lebenswert“, erklärte die Präsidentin des katholischen Wohlfahrtverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, am Montag. Die praktischen, ethischen und gesellschaftlichen Folgen einer Zulässigkeit von Entscheidungen, die einen Behandlungsabbruch zur Folge hätten, seien fatal, ergänzte sie.
Das Bundesverfassungsgericht hatte Ende vergangenen Jahres den Gesetzgeber aufgefordert, eine gesetzliche Regelung für die Zuteilung medizinischer Ressourcen im Falle einer pandemiebedingten Knappheit zu schaffen, die Menschen mit Behinderungen nicht benachteiligt. Ein Entwurf für die sogenannte Triage ist noch in der Abstimmung innerhalb der Bundesregierung. Umstritten ist nach epd-Informationen ein Passus, der die sogenannte Ex-post-Triage regelt. Sie bedeutet, dass einem Patienten intensivmedizische Behandlung entzogen wird, um einem anderen zu helfen. Bei der weniger umstrittenen Ex-ante-Triage geht es um die Frage, welcher Patient behandelt wird, wenn nur für einen die entsprechenden Ressourcen vorhanden sind.
Ex-ante- und Ex-post-Triage dürften nicht in einem Atemzug genannt werden, sagte Welskop-Deffaa. Auch in Zeiten pandemiebedingter Überlastung des Gesundheitswesens dürfe keine laufende Behandlung abgebrochen werden, nur weil der behandelte Patient unter Umständen schlechtere oder kürzere Überlebensaussichten hat als ein anderer, der neu aufgenommen werden soll und dessen Behandlung noch nicht begonnen wurde, sagte sie.
Menschen mit einer Behinderung, deren Behandlung bei einer Corona-Erkrankung unter Umständen mehr Zeit und Ressourcen in Anspruch nehme, „könnten lebensbedrohlich betroffen sein, wenn die Ex-post-Triage für zulässig erklärt wird“, warnte sie. Ex-post-Triage müsse auch in einer Pandemie ausgeschlossen sein, sagte sie. In der Diskussion ist derzeit, beide Formen der Triage zu regeln, die Hürde für die Ex-post-Triage dabei aber weit höher zu legen als bei der Abwägung, welcher Patient ein zur Verfügung stehendes Krankenhausbett erhält.