Bremen (epd). Im Krieg Russlands gegen die Ukraine kann aus Sicht des Osteuropa-Experten Wolfgang Eichwede für den Westen nur eine militärische Niederlage Putins das Ziel sein. „Würde Russland siegen, würde sich die Kriegsgefahr in Gesamteuropa dramatisch erhöhen“, schreibt der Gründungsdirektor der Bremer Forschungsstelle Osteuropa in einer Analyse für den „Weser-Kurier“ (Samstag) und ergänzt: „Um des Friedens willen muss Russland verlieren.“
„Aufgabe unserer Diplomatie wie unserer Ökonomie ist es, den Druck so zu erhöhen, dass die Machthaber im Kreml den Schaden ihrer Politik zu begreifen beginnen und auch von Gedanken einer Eskalation, die den Schaden ins Unermessliche steigern würde, Abstand nehmen“, führt der 79 Jahre alte Historiker aus. Die von Putin herbeigebombte Konfrontation und seine Kriegsverbrechen böten keinen Raum, nach Lösungen zu suchen, die es Putin erlaubten, sein Gesicht zu wahren. „Freilich: So sehr wir auf die Niederlage Russlands hinarbeiten müssen, so sehr bleiben wir bereit, dem Land auf der Suche nach Wegen zu helfen, den Krieg zu beenden, sich aus der Ukraine vollständig zurückzuziehen sowie Reparationen für den Wiederaufbau der zerstörten Städte zu zahlen.“
Solange Russland von der Zerschlagung europäischer Staaten lebe, könne es kein neuer Partner in der europäischen Politik werden, so Eichwede. „Wer Sicherheit für sich beansprucht, darf die Sicherheit anderer nicht gefährden.“ Wer wie Putin in den Kategorien der blanken Gewalt agiere, lasse sich nicht durch die Bergpredigt überzeugen. Und: „Wer wie wir den Dialog will, kann nicht auf die wohl überlegte Bereitschaft zur Verteidigung verzichten.“ Eichwede leitete von 1982 bis 2008 die Forschungsstelle Osteuropa an der Bremer Universität.