München (epd). In der Diskussion um Waffenlieferungen für die Ukraine gibt es laut dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx keine einfachen oder richtigen Entscheidungen. Es müsse „auf allen möglichen Wegen versucht werden, die Waffen zum Schweigen zu bringen und zu reden“, sagte Marx in einem Radiobeitrag für die Reihe „Zum Sonntag“ des Bayerischen Rundfunks. Mit seinem Beitrag erinnerte er auch an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren.
Die Spirale der Gewalt und der Eskalation zwinge Europa dazu, über Waffenlieferungen zu entscheiden und damit zunächst das Ziel der Überwindung der Gewalt und des Friedens aufzugeben, sagte Marx weiter. „Mir ist bewusst, wie schwer diese Entscheidungen für alle in Politik und Diplomatie sind.“ Die Option auf ein Schweigen der Waffen und Gespräche dürfe aber nicht aufgegeben werden, „auch in der Hoffnung auf einen vielleicht noch brüchigen Frieden, der ja kommen muss“.
Zum 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Deutschland am 8. Mai sagte Marx, die kaum zu erhoffende Versöhnung zwischen den Völkern und der politische Verzicht auf Gewalt prägten das Gedenken bis heute. Daraus sei das europäische Narrativ von Frieden, Freiheit und Menschenwürde gewachsen - selbst angesichts des Kalten Krieges oder von Terror, Flucht und Krieg in anderen Teilen der Welt. Die Frage sei: „Trägt uns diese große Erzählung auch noch in diesen Tagen?“
Wie der Ukraine-Krieg die Menschen traumatisiert und welche Folgen und Zerstörungen er noch schaffen wird, sei gar nicht abzusehen. „Die Bilder und Berichte lassen schier das Herz stillstehen“, sagte Marx.