Wilhelmshaven (epd). Wilhelmshaven soll die erste deutsche Drehscheibe für Flüssigerdgas (LNG) werden. Zum ersten Rammschlag für den Anleger eines schwimmenden LNG-Terminals traf am Donnerstag Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in der Stadt am Jadebusen ein. Umweltschutzorganisationen übten scharfe Kritik an dem vorzeitigen Baubeginn ohne Beteiligung von Verbänden und Öffentlichkeit.
Das Terminal soll nach Angaben von Bund und Land Niedersachsen bereits in diesem Jahr den Betrieb aufnehmen. Mit Tankschiffen angelandetes LNG soll in Wilhelmshaven zunächst erwärmt und dann in die Gasnetze eingespeist werden. Der Bau weiterer LNG-Terminals ist in Stade und Brunsbüttel geplant.
Die Wirtschaftsministerien von Bund und Land unterzeichneten am Donnerstag in Wilhelmshaven eine Absichtserklärung zum Ausbau der LNG- und GreenGas-Infrastruktur. GreenGas bezeichnet gasförmige CO2-freie Energieträger wie grünen Wasserstoff oder grünes Methan.
Zugleich unterschrieb Habeck Verträge für die Charterung von insgesamt vier schwimmenden Flüssigerdgasterminals. Diese Spezialschiffe bieten nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums die Möglichkeit, sehr kurzfristig mit dem Import von LNG zu beginnen, um so auch bei Gas die Unabhängigkeit von russischen Importen weiter voranzutreiben.
„Wir müssen heute mehr denn je unsere Energieversorgung auf robustere Säulen stellen“, sagte Habeck. „Eine beschleunigte Energiewende ist das A und O für eine günstige, unabhängige und sichere Energieversorgung.“ Die Landesgeschäftsführerin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Susanne Gerstner, bezeichnete die „vorzeitige“ Baugenehmigung als „in keiner Weise nachvollziehbar“. Der Umweltverband befürchte gravierende Auswirkungen auf das Wattenmeer und die Küste. Der Jadebusen sei gerade im Frühjahr ein wichtiges Nahrungsrevier für Schweinswale. Zudem befinde sich im Baubereich ein gesetzlich geschütztes Biotop.