Genf (epd). Weltweit haben Hunger und Lebensmittelknappheit laut den Vereinten Nationen ein nie dagewesenes Ausmaß angenommen. Hunderte Millionen Menschen hätten 2021 nicht genügend zu essen gehabt, teilten die UN am Mittwoch in Rom mit.
Fast 193 Millionen Menschen in 53 Ländern und Territorien seien im vergangenen Jahr akut von Ernährungsunsicherheit betroffen gewesen und hätten dringend Hilfe benötigt, heißt es in dem globalen Bericht über Nahrungskrisen verschiedener UN-Agenturen und ihrer Partner. Dies bedeute einen Anstieg um fast 40 Millionen Hungernde gegenüber dem bisherigen Höchststand im Jahr 2020.
Weitere 236 Millionen Menschen in 41 Ländern und Territorien befanden sich demnach in einer angespannten Lage und hätten Unterstützung für ihren Lebensunterhalt und Hilfe zur Verringerung des Katastrophenrisikos gebraucht.
Zudem seien auch die Preise für Lebensmittel auf ein Rekordniveau geklettert. „Millionen von Menschenleben und Existenzen stehen auf dem Spiel“, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres in einem Vorwort. Der Krieg in der Ukraine verschärfe die Krisen in den Bereichen Nahrungsmittel, Energie und Finanzen. Die Auswirkungen auf die schwächsten Menschen, Länder und Volkswirtschaften der Welt seien verheerend.
Besonders besorgniserregend sei die Lage in Äthiopien, Südsudan, Madagaskar und Jemen. In diesen vier Ländern seien 570.000 Menschen vom Hungertod bedroht gewesen. Laut dem Report dürften sich die Aussichten für die weltweite akute Ernährungsunsicherheit im Jahr 2022 im Vergleich zu 2021 weiter verschlechtern. Die bewaffnete Konfrontation in der Ukraine werde weitere ungünstige Auswirkungen auf die weltweiten Preise und Lieferungen von Nahrungsmitteln, Energie und Düngemitteln haben.
Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt und kann aufgrund des russischen Angriffskriegs nicht mehr wie gewohnt liefern. Nach Medienberichten können Millionen Tonnen Getreide nicht ausgeführt werden. Auch Russland habe die Ausfuhr von Weizen, Gerste, Mais, Roggen und anderen Agrarprodukten erheblich gedrosselt.
Der Bericht wurde im Auftrag des Globalen Netzwerks gegen Ernährungskrisen erstellt. UN-Institutionen wie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und das Welternährungsprogramm (WFP) sowie Partner stehen dahinter.