Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). In Äthiopien haben Mobs aus Rache für einen Mord an Gläubigen Medienberichten zufolge mehrere Kirchen und Moscheen niedergebrannt. An mehreren Orten im Norden und Süden des Landes seien mindestens vier Moscheen und drei Kirchen angezündet und zerstört worden, berichtete der britische Sender BBC am Freitag. Die Gewalt ist offenbar eine Reaktion auf den Angriff auf eine Beerdigungsfeier von Muslimen, bei der am Dienstag in der nordäthiopischen Stadt Gondar mindestens 21 Menschen getötet wurden.
Ein Mob hatte Medienberichten zufolge den Friedhof getürmt und Trauernde mit Steinen beworfen. In der Stadt in der Region Amhara war es zuvor bereits zu Spannungen zwischen Christen und Muslimen gekommen. Behördenangaben zufolge wurden 280 Personen wegen der Gewalt in Gondar festgenommen. Die Regierung kündigte Maßnahmen an, sollten sich die Spannungen in andere Städte ausbreiten. Muslime in der Hauptstadt Addis Abeba planten für Freitagabend eine Protestkundgebung gegen die Gewalt.
Äthiopien ist ein Vielvölkerstaat, in dem Dutzende Bevölkerungsgruppen und Religionen zusammenleben. Immer wieder kommt es zu Spannungen und teils zu Gewaltausbrüchen: In der bevölkerungsreichen Provinz Oromia fanden in den vergangenen Jahren Proteste für mehr Unabhängigkeit statt, die eskalierten und blutig niedergeschlagen wurden. In den nordäthiopischen Regionen Tigray, Amhara und Afar kommt es seit Ende 2020 zu Kämpfen um die Macht. Rund 44 Prozent der 114 Millionen Einwohner Äthiopiens sind orthodoxe Christen, 31 Prozent sind Muslime und 23 Prozent Christen.