Berlin (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnt vor einer Anhebung der Verdienstgrenze für Minijobs. Eine Änderung berge vor allem für Frauen Nachteile, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag). „Mit der Erhöhung der Verdienstgrenze werden in Zukunft noch mehr gut ausgebildete Frauen in die kleine Teilzeit gedrängt.“
Am Donnerstag wollte der Bundestag über einen Gesetzentwurf zur Anhebung des Mindestlohns und Erhöhung der Minijob-Verdienstgrenze von 450 auf 520 Euro monatlich beraten. Auf Einkommen darunter müssen Beschäftigte keine Steuern und Sozialabgaben zahlen.
Die Vize-DGB-Chefin betonte, die zahlreichen Frauen unter den geringfügig Beschäftigten blieben aufgrund steuerrechtlicher Fehlanreize „in der Teilzeitfalle gefangen - ohne soziale Absicherung, mit Folgen für ihre Existenzsicherung im Erwerbsleben und in der Rente“. Hannack forderte, Beschäftigungsverhältnisse müssten ab dem ersten Euro sozial abgesichert sein. „Damit würde die Bundesregierung einen entscheidenden Schritt für die eigenständige Existenzsicherung von Frauen gehen“, sagte die Gewerkschafterin.
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel forderte die Ampelkoalition auf, sie solle die geplante Ausweitung der Minijobs „wieder einkassieren“. Minijobs schafften falsche Anreize, Arbeitszeit zu begrenzen, und entwerteten damit auch Qualifikation und den Wert von Weiterbildung.
In Deutschland gab es laut Statistiken am 30. Juni 2021 rund 7,157 Millionen Beschäftigte, die einen 450-Euro-Minijob hatten. Etwa 4,15 Millionen oder 10,9 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland übten zu diesem Zeitpunkt ausschließlich einen Minijob aus. Von ihnen waren 60 Prozent Frauen.