Frankfurt a.M., Celle (epd). Vor dem Oberlandesgericht Celle ist am Montag der Prozess gegen einen früheren Soldaten aus Gambia eröffnet worden. Dies bestätigte ein Gerichtssprecher dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dem Beschuldigten werden in drei Fällen Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit Mord vorgeworfen, wobei in einem Fall das Opfer überlebte. Sollte Bai L. für schuldig befunden werden, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe. (AZ: 5 StS 1/22)
Bai L. wurde im März 2021 in Hannover festgenommen. Laut Staatsanwaltschaft war er Mitglied eines sogenannten „Patrol Teams“ der gambischen Streitkräfte, die im Auftrag von Diktator Yahya Jammeh außergerichtliche Tötungen vorgenommen haben sollen. Ziel der Einsätze dieser auch „Junglers“ genannten Streitkräfte war demnach, die gambische Bevölkerung einzuschüchtern und die Opposition zu unterdrücken. Jammeh regierte das westafrikanische Land nach einem Putsch 1994 rund 22 Jahre mit einem brutalen Regime.
Den Angaben zufolge war L. zwischen 2003 und 2006 Fahrer eines solchen „Patrol Teams“. Laut Anklage fuhr er Mitglieder seiner Einheit in drei Fällen zu solchen Tötungseinsätzen. 2003 überlebte ein Rechtsanwalt demnach schwer verletzt ein Attentat der Einheit des Angeklagten. Ein Jahr später sei der Beschuldigte an der Tötung eines regierungskritischen Journalisten beteiligt gewesen und 2006 an der Erschießung eines mutmaßlichen Gegners Jammehs.
Später fiel der Beschuldigte in Ungnade und wurde dem Gerichtssprecher zufolge in Gambia inhaftiert. Aus Angst vor weiterer Verfolgung sei er nach Deutschland geflohen. Da er in Deutschland lebt und es mit Gambia kein Auslieferungsabkommen gibt, kann er in Deutschland belangt werden.
Jammeh verlor 2016 überraschend die Präsidentenwahl, zog sich unter massivem internationalen Druck zurück und floh ins Exil nach Äquatorialguinea. Die Verbrechen seines Regimes bleiben bis heute weitgehend straflos.